Alle Therapien

  • Acetylcholinesterasehemmer

    • Indikation

      • Bei leichter (MMST>20) und mittelschwerer (MMST 16 – 20) Alzheimer-Demenz
      • Es gibt einen Dosis-Wirkungseffekt, daher stets zugelassene Maximaldosis anstreben.
      • Die Anfangsdosierungen haben keinen sicheren antidementiven Effekt.
      • Initialdosis (pro Tag) 5 mg
      • Steigerung nach 4 Wochen um 5 mg
      • Minimal wirksame Dosis (pro Tag) 5 mg
      • Maximaldosis (pro Tag) 10 mg

      Anmerkung: auch als Schmelztablette erhältlich

      • Initialdosis (pro Tag) 8 mg
      • Steigerung nach je 4 Wochen um 8 mg
      • Minimal wirksame Dosis (pro Tag) 16 mg
      • Maximaldosis (pro Tag) 24 mg

      Anmerkung: auch als Tropfen (2 × tgl.) erhältlich

      oral

      • Initialdosis (pro Tag) 2 × 1,5 mg
      • Steigerung nach je 2 Wochen um 2 × 1,5 mg
      • Minimal wirksame Dosis (pro Tag) 2 × 3 mg
      • Maximaldosis (pro Tag) 2 × 6 mg

      Anmerkung: auch als Tropfen (2 × tgl.) erhältlich

      transdermal

      • Initialdosis (pro Tag) 4,6 mg/d
      • Steigerung nach 4 Wochen auf 9,5 mg/d
      • Minimal wirksame Dosis (pro Tag) 9,5 mg/d
      • Maximaldosis (pro Tag) 13,3 mg*

      *nach 6 Monaten Therapie mit 9,5 mg/d (Pflaster) und Verschlechterung Aufdosierung auf 13,3 mg/d

      Häufige Nebenwirkungen

      Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Dyspepsie, Anorexie, Muskelkrämpfe, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Asthenie.2

      Für weitere Informationen, inkl. Indikationen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Kontraindikation, Kontrolluntersuchungen wenden Sie sich bitte an die entsprechenden Fachinformationen.

      Referenzen

      1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
      2. Regenold WT, Loreck DJ, Brandt N. Prescribing Cholinesterase Inhibitors for Alzheimer Disease: Timing Matters. Am Fam Physician. 2018;97(11):700.

    Durch den Nervenzellenuntergang entsteht bei der Alzheimer-Demenz ein Mangel des Botenstoffes Acetylcholin im Gehirn. Acetylcholinesterasehemmer vermindern den Acetylcholinabbau und erhöhen so die Acetylcholinkonzentration. Sie sind wirksam hinsichtlich Besserung kognitiver Funktionen und der Verrichtung von Alltagsaktivitäten. Die S3 Leitlinien Demenzen beurteilen den symptomatischen Nutzen von Acetylcholinesterasehemmern in den Bereichen Kognition und Fähigkeit zur Durchführung von Alltagsaktivitäten von kleiner bis moderater Effektgröße. 1 Die zugrundeliegende Evidenz* wurde als hoch (⊕⊕⊕⊕) und die Empfehlung diese Therapien zu nutzen als stark (⇑⇑) eingestuft. Allerdings spricht sich die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) in einem Sondervotum für einen schwächeren Empfehlungsgrad (⇑) aus, da nach ihrer Ansicht der Nutzen von Acetylcholinesterasehemmern nur marginal ist bei durchaus relevanten unerwünschten Wirkungen.1

    In Deutschland zugelassene Acetylcholinesterasehemmer zur Therapie der leichten und mittelschweren Alzheimer-Demenz sind Donepezil, Galantamin und Rivastigmin.1

    • Die Wirkung der Acetylcholinesterase-Hemmer ist dosisabhängig. In Abhängigkeit von der Verträglichkeit erfolgt ein Aufdosierung bis zur zugelassenen Maximaldosis. Es sollte immer die höchste zugelassene Dosis angestrebt werden.1
    • Die Auswahl eines Acetylcholinesterase-Hemmers orientiert sich primär am Neben- und Wechselwirkungsprofil (es liegen keine ausreichenden Hinweise für klinisch relevante Unterschiede in der Wirksamkeit der verfügbaren Substanzen vor).1
    • Die Nebenwirkungen treten dosisabhängig auf und sind im Regelfall transient.1
      • Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Dyspepsie, Anorexie, Muskelkrämpfe, Müdigkeit, Schlaflosigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Asthenie.2
      • Persistierende Nebenwirkungen, z. B. Übelkeit, Diarrhoe, Urininkontinenz, Schlafstörungen oder erhöhter Reizbarkeit, können im Einzelfall zu einer Beendigung der Therapie führen. Eine Dosisreduktion kann die Verträglichkeit erhöhen.1
      • Bei der Pflasterapplikation von Rivastigmin können Hautreaktionen auftreten, die auch zu einer Beendigung der Therapie führen können.1
      • Bei Nebenwirkungen ist ein Wechsel des Präparats innerhalb der Substanzklasse sinnvoll, da eine unterschiedliche Nebenwirkungssensitivität bei den einzelnen Präparaten bei einer Person beobachtet wurde.1
      • Donepezil und Galantamin (jedoch nicht Rivastigmin) werden CYP-abhängig metabolisiert und haben ein entsprechendes Interaktionspotential mit CYP-Inhibitoren und/oder CYP-Induktoren.3
      • Für die vollständige Darstellung der Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Interaktionen der Acetylcholinesterasehemmer wird auf die jeweiligen Fachinformationen verwiesen.1
    • Dauer der Behandlung: Acetylcholinesterasehemmer sollen langfristig eingesetzt werden. Das gilt auch bei Verschlechterung der klinischen Symptomatik, da ein Nutzen im Bereich der Kognition und Alltagsfunktionen bei einer Langzeitbehandlung im Vergleich zum Absetzen der Therapie gezeigt worden ist und kein wesentliches Risiko neuer Nebenwirkungen bei Langzeitnutzung besteht (Evidenz niedrig ⊕⊕⊝⊝, Empfehlungsgrad niedrig ⇑). Zudem ist das Absetzen mit dem Risiko der beschleunigten symptomatischen Verschlechterung verbunden.1 Cholinesterasehemmer sind für die leichte bis mittelschwere Demenz zugelassen; eine Weiterverordnung im Stadium der schweren Demenz stellt einen Off-Label Gebrauch darstellt.1
    • Beenden der Therapie: Zu dieser Frage ist keine evidenzbasierte Aussage möglich.1 Mögliche Gründe zum Beenden der Therapie sind neben dem Erreichen des Stadiums «schwere Demenz», neu hinzugekommene Kontraindikationen, Zweifel an der Wirksamkeit oder andere Gründe, die das Weiterführen der Therapie problematisch machen. Der Beschluss die Therapie abzusetzen sollte, wie alle Therapieentscheide, nach dem Prinzip der partizipativen Entscheidungsfindung mit der betroffenen Person und/oder gegebenenfalls der betreuenden/bevollmächtigten Person erfolgen.1
    • Initialdosis (pro Tag) 5 mg
    • Steigerung nach 4 Wochen um 5 mg
    • Minimal wirksame Dosis (pro Tag) 5 mg
    • Maximaldosis (pro Tag) 10 mg

    Für weitere Informationen, inkl. Indikationen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Kontraindikation, Kontrolluntersuchungen

    Anmerkung

    • auch als Schmelztablette erhältlich
    • Initialdosis (pro Tag) 8 mg
    • Steigerung nach je 4 Wochen um 8 mg
    • Minimal wirksame Dosis (pro Tag) 16 mg
    • Maximaldosis (pro Tag) 24 mg

    Für weitere Informationen, inkl. Indikationen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Kontraindikation, Kontrolluntersuchungen

    Anmerkung

    • auch als Tropfen (2 × tgl.) erhältlich

    oral

    • Initialdosis (pro Tag) 2 × 1,5 mg
    • Steigerung nach je 2 Wochen um 2 × 1,5 mg
    • Minimal wirksame Dosis (pro Tag) 2 × 3 mg
    • Maximaldosis (pro Tag) 2 × 6 mg

    transkutan

    • Initialdosis (pro Tag) 4,6 mg/d
    • Steigerung nach 4 Wochen auf 9,5 mg/d
    • Minimal wirksame Dosis (pro Tag) 9,5 mg/d
    • Maximaldosis (pro Tag) 13,3 mg*

    *nach 6 Monaten Therapie mit 9,5 mg/d (Pflaster) und Verschlechterung Aufdosierung auf 13,3 mg/d

    Für weitere Informationen, inkl. Indikationen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Kontraindikation, Kontrolluntersuchungen

    Anmerkung

    • auch als Tropfen (2 × tgl.) erhältlich

    *Hinweise zu den Studien mit Acetylcholinesterasehemmern in Alzheimer-Patienten:1

    In die Studien eingeschlossen, wurden Menschen mit klinischer Diagnose einer Alzheimer-Demenz. Die Studien waren jedoch nicht Biomarker-basiert und erforderten keinen Nachweis der Alzheimer-Pathologie. Es ist davon auszugehen, dass auch Menschen mit Mischdemenzen und Nicht-Alzheimer-Demenzen in den Studien behandelt wurden (bis ca. 20%). Die Kognition wurde i.d.R. direkt durch kognitive Tests gemessen und die Aktivitäten des täglichen Lebens mittels Fragebögen über die Angehörigen erfasst.

    Referenzen

    1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
    2. Regenold WT, Loreck DJ, Brandt N. Prescribing Cholinesterase Inhibitors for Alzheimer Disease: Timing Matters. Am Fam Physician. 2018;97(11):700.
    3. Petri H. Das Interaktionspotenzial von Antidementiva. Journal: Deutsches Ärzteblatt Online, 2016. https://doi.org/10.3238/persneuro.2016.04.15.04.
  • ApoE – Apolipoprotein E

      • Das ε4-Allel von ApoE wird mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko assoziiert.1
      • Das Risiko an Alzheimer zu erkranken erhöht sich mit der Anzahl ApoE-ε4-Allelen.2
      • Nicht empfohlen wird eine ApoE-Genotypisierung in der Diagnostik/ Differenzialdiagnostik oder für prognostische Fragestellungen.1
      • Die Aussagekraft der ApoE-Genotypisierung wurde als zu gering und entsprechend ohne Nutzen für die Betroffenen beurteilt.1
      • Studien zeigten, dass Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) bei ApoE-ε4-Homozygoten häufiger und schwerer waren als bei Heterozygoten und Nicht-Trägern.3,4
      • Die Arbeitsgruppe geht davon aus, dass sich diese Auswertungen betreffend ARIA-Risiko in den Deutschen Fachinformationen widerspiegeln werden.
      • In England, beispielsweise, sind Donanemab und Lecanemab ausschließlich für ApoE-ε4-Heterozygote und Nicht-Trägern zugelassen, jedoch nicht für ApoE-ε4-Homozygote.3,4
      1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
      2. Yamazaki Y, Zhao N, Caulfield TR, Liu CC, Bu G. Apolipoprotein E and Alzheimer disease: pathobiology and targeting strategies. Nat Rev Neurol. 2019;15(9):501-518. doi:10.1038/s41582-019-0228-7
      3. Kisunla™ (donanemab). UK Summary of Product Characteristics. Ely Lilly. 10/2024
      4. Leqembi® (lecanemab). UK Summary of Product Characteristics. Eisai 8/2024

    Apolipoprotein E (ApoE) ist ein Glykoprotein, das an biologischen Prozessen des Lipidtransports und -stoffwechsels beteiligt ist und zur Lipidhomöostase beiträgt.1 Das ApoE-Gen existiert in drei polymorphen Allelen: ApoE ε2, ε3 und ε4, wobei ε3 die häufigste Variante ist.2 Das ε4-Allel von ApoE wird mit einem erhöhten und das ε2-Allel mit einem erniedrigten Alzheimer-Risiko assoziiert.1,3 Bei ApoE-ε4-Allel Trägern kommt es, laut präklinischen und klinischen Daten, zu einer früheren und häufigeren Amyloid-Pathologie in Gehirnen im Vergleich zu Nicht-Trägern.3

    Das Risiko an Alzheimer zu erkranken erhöht sich mit der Anzahl ApoE-ε4-Allelen: ApoE ε4-Heterozygoten haben etwa ein dreifach und ApoE ε4-Homozygoten ein 9- bis 15-fach erhöhtes Risiko an Alzheimer zu erkranken als Personen ohne ApoE ε4-Allel.3 Zudem senkt das Vorhandensein von ApoE-ε4-Allelen das Alter des Beginns einer Alzheimer Erkrankung.3

    Rolle von ApoE-Genotypisierung in der Diagnostik

    Die S3 Leitlinien Demenzen raten davon ab, die Bestimmung des ApoE-Genotyps für die Diagnostik oder Differenzialdiagnostik oder für prognostische Fragestellungen bei Demenz, einzusetzen.2 Sie beurteilen Aussagekraft der ApoE-Genotypisierung in Bezug auf die Sicherung einer ätiologischen Diagnose als zu gering. Entsprechend gebe es keinen Nutzen für die Betroffenen.2

    Mögliche zukünftige Rolle der ApoE-Genotypisierung

    Die Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch nimmt an, dass mit der Zulassung von krankheitsmodifizierende Immuntherapien in Deutschland die Bestimmung des ApoE-Genotyps an Bedeutung gewinnen wird. Risikoanalysen aus den Zulassungsstudien dieser Therapien zeigten, dass Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) bei ApoE ε4-Homozygoten häufiger und schwerer waren als bei Heterozygoten und Nicht-Trägern.4,5

    Die Arbeitsgruppe geht davon aus, dass sich diese Auswertungen dann in der Deutschen Fachinformation widerspiegeln werden. In England beispielsweise, sind Donanemab und Lecanemab ausschliesslich für ApoE-ε4 Heterozygoten und Nicht-Trägern zugelassen, jedoch nicht für ApoE-ε4-Homozygote.4,5

    Donanemab und Lecanemab befinden sich aktuell im Zulassungsverfahren bei den europäischen Arzneimittelbehörden (EMA).

    In klinischer Praxis kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Unter anderem, ein zwei-stufiges Verfahren bei welchem zunächst die Isoformen ApoE-ε2/3/4 bestimmt werden und danach eine klassische DNA-Sequenzierung (Sanger-Sequenzierung) des APOE-Gens zum Nachweis seltener Mutationen erfolgt.6 Dafür sind ca. 2 ml EDTA-Blut notwendig.6 „Next generation sequencing“ ist ein neueres Verfahren, welches zunehmend eingesetzt wird, es ermöglicht viele hunderte Gene parallel zu sequenzieren.7 Insgesamt ist die ApoE-Genotypisierung etabliert und wird von den meisten Labors angeboten.

    Eine diagnostische genetische Untersuchung darf gemäß Gendiagnostikgesetz durch jeden Arzt oder Ärztin direkt beauftragt werden, sofern der Patient oder die Patientin Symptome der genetisch abzuklärenden Erkrankung aufweist. Eine genetische Beratung ist für die ApoE Genotypisierung nicht notwendig.

    Bei einwilligungsfähigen Personen muss eine Einverständniserklärung der betroffenen Person vorliegen. Bei nicht einwilligungsfähigen Personen muss die genetische Untersuchung einen gesundheitlichen Nutzen für die untersuchte Person haben.8

  • Donanemab (im Zulassungsverfahren)

    Donanemab

    Hinweis

    Informationen zu Donanemab folgen, sobald die Therapie zugelassen und verfügbar ist.

  • Ginkgo biloba EGb 761

    • Indikation

      Bei leichter (MMST>20) und mittelschwerer (MMST 16 – 20) Alzheimer-Demenz

      Dosierung

      • Dosierung (pro Tag) 240 mg

      Hinweis: Die anfänglichen Bedenken für ein erhöhtes Blutungsrisiko haben sich nicht bestätigt.

      Häufige Nebenwirkungen

      Benommenheit/Schwindel; Diarrhoe, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen.2

      Referenzen

      1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
      2. Tebonin® Fachinformation. Dr. Willmar Schwabe GmbH, verfügbar unter: https://www.fachinfo.de/fi/pdf/004435/tebonin-r-intens-120-mg , Zugriff am 30.01.2025.

    Ginkgo ist eine Heilpflanze aus der Familie der Ginkgogewächse (Ginkgoaceae) und kommt unter anderem als Antidementivum zum Einsatz. Ginkgo biloba-Extrakt EGb 761 ist ein geschützter Extrakt der Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG; Handelsname Tebonin®.1

    Ginkgo biloba EGb 761 wird in einer Dosis von 240 mg täglich zur Behandlung der Kognition und Alltagsfunktionen bei leichter bis mittelgradiger Alzheimer-Demenz oder vaskulärer Demenz mit nicht psychotischen Verhaltenssymptomen eingesetzt (Empfehlungsgrad schwach ⇑; moderate Evidenz ⊕⊕⊕⊝).2

    Studien mit Ginkgo biloba schlossen meist gemischte Gruppen aus Menschen mit Alzheimer-Demenz, gemischter Demenz und vaskulärer Demenz im leichten bis mittleren Schweregrad ein. Eine Metaanalyse (9 Studien, 2.561 Personen) zeigte signifikante Effekte auf Kognition und Alltagsfunktionen für Ginkgo biloba EGb 761 im Vergleich zu Placebo. 2,3 Die Effekte waren in der Subgruppe der Menschen mit Alzheimer-Demenz ähnlich stark wie in den Subgruppen mit gemischter und vaskulärer Demenz.2,3 Eine vor kurzem publizierte Meta-Analyse bestätigte einen günstigen Effekt von Ginkgo biloba EGb 761 auf kognitive Funktionen und Alltagskompetenz bei einer leichten kognitiven Störung (MCI).1 In dieser Analyse (9 Studien, 946 Patienten) wurden die heute angewendeten formelleren Kriterien zur Diagnostik einer leichten kognitiven Störung (MCI) retrospektiv angewendet. Neben Wirksamkeitsparametern wurden auch Sicherheitsparameter evaluiert; bei den unerwünschten Ereignissen wurden keine Unterschiede zwischen der Behandlung mit Ginkgo biloba EGb 761 und Placebo festgestellt.1 Die anfänglichen Bedenken für ein erhöhtes Blutungsrisiko in Zusammenhang mit Ginkgo biloba haben sich in einer Meta-Analyse nicht bestätigt.4

    Für die vollständige Darstellung der Indikationen, Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Interaktionen wird auf die Fachinformation verwiesen.

    Referenzen

    1. Hort J, Duning T, Hoerr R. Ginkgo biloba Extract EGb 761 in the Treatment of Patients with Mild Neurocognitive Impairment: A Systematic Review. Neuropsychiatr Dis Treat. 2023;19:647-660. Published 2023 Mar 23. doi:10.2147/NDT.S401231.
    2. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
    3. Tan MS, Yu JT, Tan CC, et al. Efficacy and adverse effects of ginkgo biloba for cognitive impairment and dementia: a systematic review and meta-analysis. J Alzheimers Dis. 2015;43(2):589-603. doi:10.3233/JAD-140837.
    4. Kellermann AJ, Kloft C. Is there a risk of bleeding associated with standardized Ginkgo biloba extract therapy? A systematic review and meta-analysis. Pharmacotherapy. 2011;31(5):490-502. doi:10.1592/phco.31.5.490.
  • Kognitive Verfahren

    • Empfehlungen gemäß S3 Leitlinien,1 ergänzt2

      • Patienten mit leichten kognitiven Störungen (MCI) oder leichter bis mittelschwerer Demenz
      • Falls die Intervention von den Betroffenen als unangenehm erlebt wird, kann sie abgebrochen werden.

      Üben spezifischer kognitiver Funktionen durch Aufgaben, einzeln oder in Gruppen.

      • Individualisiert ist besser als standardisiert3
      • Häufiger ist nicht immer besser (richtiges Level finden)2

      Durchführung

      i.d.R. von (Neuro-)Psycholog:innen, Ergotherapeut:innen, Ärzt:innen oder Sozialpädagog:innen

      Download Leitfaden:

      Anregung durch angenehme Aktivierungen, die häufig in Gruppen angeboten werden, einen Fokus auf sozialer Interaktion haben und auf eine breite kognitive Aktivierung abzielen, z.B.

      • Orientierung
      • Körperwahrnehmung (Entspannungstraining)
      • Familie und Gesellschaft (Fragen zu Fotos)
      • Reminiszenztherapie (In Erinnerungen schwelgen)
      • Für sich selbst sorgen
      • Haushaltsaktivitäten
      • Tiere und Dinge

      Durchführung

      i.d.R. von Pflegekräften, Ergotherapeut:innen oder Sozialpädagog:innen

      Weiterführende Empfehlungen der Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch2

      • Patienten mit leichten kognitiven Störungen (MCI) oder leichter Demenz zur Förderung der kognitiven Fähigkeiten.

      Die Arbeitsgruppe weist auf folgende zwei digitale kognitive Trainings hin, die sie als empfehlenswert einschätzt:2

      Beide Apps wurden in interdisziplinären Teams aus medizinischen Fachpersonen und Designern entwickelt. Studien zum Nutzen dieser Apps laufen noch.4,5

      Die Arbeitsgruppe empfiehlt die Trainingsdauer auf max. 1 Stunde pro Tag zu beschränken.2

      *CE gekennzeichnet

      • Als kognitive Reserve wird die Fähigkeit bezeichnet, schädlichen Auswirkungen von Gehirnveränderungen auf die Kognition abzuschwächen.6,7
      • Körperliche und kognitive Freizeitaktivitäten können zum Erhalt von kognitiven Reserven beitragen.6,7
      • Entsprechend erachtet die Arbeitsgruppe die Förderung von körperlichen, kognitiven und auch sozialen Freizeitaktivitäten als empfehlenswert.2
      • Ergänzende Informationen unter «Gehirngesundheit und Prävention»

      Kostenübernahme

      Bislang ist keine dieser beiden Apps im Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet.8 Entsprechend werden die Kosten zur Nutzung dieser Apps nicht von den gesetzlichen Krankenversichern getragen.

      Referenzen

      1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
      2. Projekt-Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch der drei Berufsverbände der Fächer Neurologie, Psychiatrie und Nervenheilkunde (BDN/BVDP/BVdDN). Die Arbeitsgruppe dankt Dr. Annika Notbohm, Neuropsychologin von Gesundheit Nord/Klinikverbund Bremen für die praktischen Hinweise zur Durchführung von kognitiven Trainings und Stimulation.
      3. Amieva H, Robert PH, Grandoulier AS, et al. Group and individual cognitive therapies in Alzheimer’s disease: the ETNA3 randomized trial. Int Psychogeriatr. 2016;28(5):707-717. doi:10.1017/S1041610215001830
      4. Cogthera, verfügbar unter https://cogthera.de/, Zugriff am 25.02.2025.
      5. Memodio, verfügbar unter https://memodio-app.com/, Zugriff am 25.02.2025. (Studie mit Memodio mit Registrierungsnummer DRKS00033494)
      6. Song S, Stern Y, Gu Y. Modifiable lifestyle factors and cognitive reserve: A systematic review of current evidence. Ageing Res Rev. 2022;74:101551. doi:10.1016/j.arr.2021.101551.
      7. Livingston G, Huntley J, Liu KY, et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet standing Commission. Lancet. 2024;404(10452):572-628. doi:10.1016/S0140-6736(24)01296-0.
      8. Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA), verfügbar unter https://diga.bfarm.de/de, Zugriff am 27.02.2025.

    Kognitives Training und kognitive Stimulation sind die beiden kognitiven Interventionsverfahren, die von den S3 Leitlinien Demenzen zur Verbesserung der Kognition empfohlen werden.1

    Allerdings ist die zugrundeliegende Datenlage karg, oft ist die Studienqualität gering. Entsprechend wurde jeweils eine niedrige Evidenz betreffend Effekt auf die Kognition attestiert (⊕⊕⊝⊝) und die Empfehlungen als Vorschlag (⇑) formuliert.1

    Für kognitives Training bzw. Stimulation besteht kein relevantes Schadensrisiko. Mehrheitlich sind sie wohl gewünschte Therapieformen. Im Einzelfall wird kognitives Training aversiv erlebt. Falls die Intervention von den Betroffenen als unangenehm erlebt wird, kann sie abgebrochen werden.

    Verfügbarkeit
    Beide Therapien sind im ambulanten und stationären Umfeld grundsätzlich verfügbar, aber in der konkreten Verfügbarkeit am Ort variabel.

    Andere kognitive Verfahren sind nicht empfohlen (z.B. Reminiszenz-Therapie, Realitätsorientierung oder Kognitive Rehabilitation), da die Evidenz für diese Verfahren gering ist oder fehlt.1 

    Die Nachfrage nach digitalen kognitiven Trainings ist groß. Bei den angebotenen Programmen fehlt bisher jedoch die Evidenz für einen sicheren Nutzen und entsprechend werden solche Trainings in den S3 Leitlinien Demenzen nicht empfohlen. Ein relevantes Schadensrisiko gibt es nicht.1

    Die Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch weist auf folgende zwei digitale kognitive Trainings hin, die sie als empfehlenswert einschätzt:

    Beide Apps richten sich an Betroffene mit leichten kognitiven Störungen (MCI) oder einer leichten Demenz zur Förderung der kognitiven Fähigkeiten.2,3 Der Nutzen von beiden Apps wird aktuell in Studien untersucht.2-4  Entwickelt wurden die Apps von interdisziplinären Teams aus medizinischen Fachpersonen und Designern.2,3

    Link zur Website

    www.cogthera.de

    Link zur Website

    www.memodio-app.com

    *CE-gekennzeichnet

    Kostenübernahme

    Aktuell ist keine der beiden Apps im Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gelistet (Stand 27.02.2025).5 Entsprechend werden die Kosten zur Nutzung dieser Apps nicht von den gesetzlichen Krankenversichern getragen.

    Als kognitive Reserve wird die Fähigkeit bezeichnet, schädliche Auswirkungen von Gehirnveränderungen auf die Kognition abzuschwächen.1,2 Erste Hinweise aus Studien deuten darauf hin, dass kognitive Reserven durch körperliche und kognitive Freizeitaktivitäten gefördert werden können.1,2 Solche Aktivitäten sind beispielsweise das Spielen eines Musikinstruments, das Erlernen einer Sprache, einer neuen Sportart oder eines neuen Computerprogramms, Theaterbesuche, Teilnahme an Diskussionsrunden oder ehrenamtliche Arbeit in der Gemeinde oder im Verein.1

    Zurzeit fehlen standardisierte Methoden zur Erfassung vom Einfluss von Lebensstilfaktoren auf kognitive Reserven, Studienanordnungen bleiben eine Herausforderung und die Evidenz ist entsprechend limitiert.1 Trotzdem erachtet die Arbeitsgruppe die Förderung von körperlichen, kognitiven und auch sozialen Freizeitaktivitäten als Beitrag zum Erhalt von kognitiven Reserven als empfehlenswert (und beispielsweise empfehlenswerter als stundenlanges Lösen von Kreuzworträtseln oder Sudokus), da sie ebenfalls zum Erhalt von kognitiven Reserven beitragen. Weiterführende Informationen zur Förderung kognitiv stimulierender Aktivitäten sind im Kapitel Alzheimerprävention zu finden.

    Referenzen

    1. Song S, Stern Y, Gu Y. Modifiable lifestyle factors and cognitive reserve: A systematic review of current evidence. Ageing Res Rev. 2022;74:101551. doi:10.1016/j.arr.2021.101551.
    2. Livingston G, Huntley J, Liu KY, et al. Dementia prevention, intervention, and care: 2024 report of the Lancet standing Commission. Lancet. 2024;404(10452):572-628. doi:10.1016/S0140-6736(24)01296-0.
  • Körperliche Aktivierung

    Körperliches Training umfasst Krafttraining und/oder aerobes Training und hat zum Ziel, kognitive Fähigkeiten zu erhalten sowie Alltagsfunktionen zu fördern.

    Die Evidenz für die beiden Ziele (Verbesserung der Kognition bzw. der Alltagsfunktionen) wurde in den S3 Leitlinien als niedrig (⊕⊕⊝⊝) beurteilt, da es nur wenige größere doppelblinde Studien gibt. Der Empfehlungsgrad unterscheidet zwischen körperlichem Training zur Verbesserung der Alltagsfunktionen (⇑⇑) und demjenigen zur Verbesserung der Kognition (⇑).1 Ein Training von etwa 150 Minuten mäßig intensiver Bewegung pro Woche soll den größter Effekt auf die kognitiven Funktionen haben. Körperliche Aktivität hat weitere positive Effekte bei Menschen mit Demenz und leichter kognitiver Störung, wie beispielsweise körperliche Fitness.1

    Für körperliches Training besteht kein relevantes Schadensrisiko. Mehrheitlich ist es wohl eine gewünschte Therapieforme. Falls die Intervention von der betroffenen Person als unangenehm oder überfordernd erlebt wird, kann sie abgebrochen oder modifiziert werden.1

    Verfügbarkeit
    Die Therapie ist im ambulanten und stationären Umfeld grundsätzlich verfügbar, aber in der konkreten Verfügbarkeit am Ort variabel. Angeleitetes Training ist in der Verfügbarkeit limitiert. Lokale Sportangebote sollten bezüglich der Möglichkeit der Teilnahme von Menschen mit Demenz geprüft werden.

  • Lecanemab

    Hinweis – Einleitung

    Die EU-Kommission hat Lecanemab am 15. April 2025 zugelassen. Die Zulassung erfolgt zunächst unter Auflagen. Zunächst ist eine Applikation nur im Rahmen eines „Controlled Access Program (CAP)“ möglich, um sicherzustellen, dass das Arzneimittel nur in der empfohlenen Patientenpopulation eingesetzt wird. Zudem müssen die ersten 3000 Patienten über 2 Jahre in einer nicht-interventionellen Sicherheitsstudie beobachtet werden, um Nebenwirkungen weiter zu charakterisieren („Post Access Safety Study“ [PASS]), d.h. dass das Präparat wahrscheinlich ab Oktober 2025 verfügbar sein wird, dann zunächst an den Zentren in Deutschland.

    • Der Kurzbeschrieb fasst die Angaben der Fachinformationen zusammen.

      Name des Produkts1

      • LEQEMBI (100mg/ml Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung)

      Die EU-Kommission erteilt Lecanemab am 15. April 2025 unter Auflagen die Zulassung. Verfügbarkeit in Deutschland voraussichtlich ab Oktober 2025.

      Eingeschränkte Verfügbarkeit: Applikation nur möglich im Rahmen von „Controlled Access Program (CAP)“

      • zur Sicherstellung der Patientenpopulation
      • Beobachtung der ersten 3000 behandelten Patienten über einen Zeitraum von 2 Jahren
      • Zielsetzung: Charakterisierung der Nebenwirkungen («Post Access Safety Study (PASS)» = nicht interventionelle Sicherheitsstudie)

      Indikation1

      • Erwachsene mit leichten kognitiven Störungen oder leichter Demenz mit nachgewiesener Alzheimer-Pathologie (laborchemische Biomarker oder PET). Patienten müssen ApoE ε4-Nichtträger oder heterozygote ApoE ε4-Träger sein

      Kontraindikation1

      • Aktuelles cMRT (nicht älter als 6 Monate)
        • Hinweise auf CAA
        • > 4 Mikroblutungen (Ø ≤ 1 cm)
        • 1 superfizielle Siderose
        • 1 vasogenes Ödem
        • signifikante cerebrale Mirkoangiopathie
      • Therapie mit Antikoagulantien
      • Patienten mit Blutungsstörungen
      • ApoE ε4-Homozygotie

      Dosierung1

      10 mg pro kg Körpergewicht verabreicht als Infusion (Dauer ca. 1 Stunde) einmal alle 2 Wochen

      Infusionsmonitoring1

      • Bei der ersten Infusion ist der Patient nach Abschluss der Infusion etwa 2,5 Stunden lang auf Anzeichen und Symptome infusionsbedingter Reaktionen zu überwachen.

      Klinisches Monitoring1

      • Überprüfung der kognitiven Funktionen und Beurteilung der klinischen Symptome etwa alle 6 Monate zur Beurteilung des Krankheitsstadium bzw. der Wirksamkeit von Lecanemab.

      ARIA1

      • Lecanemap kann ARIA auslösen (ARIA = Amyloid Related Imaging Abnormalities)
      • ARIA verläuft üblicherweise asymptomatisch, mögliche Symptome umfassen Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Sehstörungen, Schwindelgefühl, Übelkeit und Gangstörungen (selten Krampfanfall und Status epilepticus). Darüber hinaus können fokale neurologische Defizite auftreten.
      • Empfehlungen für Monitoring von ARIA und Maßnahmen bei Patienten mit ARIA sind im Folgenden zusammengefasst.

      MRT-Monitoring1

      • MRT vor Behandlungsbeginn, nicht älter als 6 Monate
      • MRT vor der 5., 7. und 14. Infusion (T2*/Gradientenecho, DWI, FLAIR)
      • Anschließend jährliche MRT-Kontrolle oder bei Auftreten neuer Fokalneurologie

      ARIA-E1

      MRT-Klassifizierung des Schweregradesa (FLAIR-Hyperintensität)

      ARIA-E beschränkt auf Sulcus und/oder Kortex/Subkortex der weißen Substanz an einer Stelle <5 cm

      5 bis 10 cm in der größten Einzelausdehnung oder mehr als eine betroffene Stelle, die jeweils <10 cm misst

      >10 cm mit begleitender gyraler Schwellung und sulcaler Effusion. ≥ 1 separate/unabhängige Stelle der Beteiligung

      Vorgehen bei Hinweisen auf ARIA-E

      • Asymptomatische/radiologisch leichte Fälle:
        Fortsetzung der Dosierung nach klinischem Ermessen möglich. Bei Fortsetzung der Therapie, verstärkte klinische und MRT-Überwachung. Erneuter MRT-Scan nach 1 – 2 Monaten um zu überprüfen, ob die ARIA-E abgeklungen ist (wenn Symptome vorhanden sind, auch früher).
      • Asymptomatisch moderat/schwer oder symptomatisch leicht/moderat/schwere Fälle:
        Aussetzen der Behandlung bis zur Auflösung der ARIA-E und die Symptome, sofern vorhanden, abgeklungen sind. Zur Beurteilung erneute MRT 2 bis 4 Monate nach Erstidentifikation von ARIA-E. Wiederaufnahme der Dosierung nach klinischem Ermessen.

      ARIA-H1

      MRT-Klassifizierung des Schweregradesa

      • Leicht: ≤ 4
      • Moderat: 5 bis 9
      • Schwer: ≥ 10
      • Leicht: 1 Fokusbereich
      • Moderat: 2 Fokusbereiche
      • Schwer: > 2 Fokusbereiche

      Vorgehen bei ARIA-H

      • Asymptomatische/radiologisch leichte Fälle:
        Fortsetzung der Dosierung nach klinischem Ermessen möglich.
      • Symptomatische leichte/moderate oder radiologisch moderate Fälle:
        Dosisunterbrechung. Zur Beurteilung erneute MRT 2 bis 4 Monate nach Erstidentifikation von ARIA-H. Bei radiologischer Stabilisierung und eventuell vorhandene Symptome abklingen, ist eine Wiederaufnahme der Dosierung nach klinischem Ermessen möglich.
      • Asymptomatische schwer oder symptomatisch schwere Fälle:
        Dauerhaftes Absetzen der Therapie
      • Intrazerebrale Blutung > 1 cm:
        Dauerhaftes Absetzen der Therapie

      Dauer der Therapie1

      • Intravenöse Applikation alle 14 Tage
      • Überprüfung alle 6 Monate der kognitiven Funktion und Beurteilung der klinischen Symptome.
      • Die Behandlung mit Lecanemab sollte beendet werden, wenn eine Progression zu einer moderaten Alzheimer-Krankheit stattgefunden hat. Die Einschätzung liegt beim behandelnden Arzt.

      aDer radiografische Schweregrad ist definiert durch die Gesamtzahl der neuen Mikroblutungen gegenüber dem Ausgangswert oder die Gesamtzahl der Bereiche mit oberflächlicher Siderose.

      AD: Alzheimer-Demenz; ApoE ε4: Apolipoprotein E ε4; ARIA: Amyloid Related Imaging Abnormalities (amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien); ARIA-E: ARIA mit Ödemen/Effusion; ARIA-H: ARIA mit Hämosiderinablagerungen/Hämorraghe; intravenös; CAA: zerebrale Amyloidangiopathie; CAP: Controlled Access Program; cMRT: craniale Magnet Resonanz-Tomographie; DWI: diffusionsgewichtete Bildgebung; FLAIR: fluid attenuated inversion recovery; MCI: Mild Cognitive Impairment; MMST: Mini-Mental-Status-Test; NaCl: Natriumchlorid; PASS: Post Access Safety Study.

      Referenzen

      1. Leqembi® (Lecanemab). Fachinformation. Eisai. Stand April 2025. Verfügbar unter: https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2025/20250415164782/anx_164782_de.pdf (Zugriff 16. Juni 2025).

    Ausführliche Informationen zu Lecanemab

    Lecanemab (Leqembi®) ist ein rekombinanter, humanisierter monoklonaler Antikörper der Immunglobulinklasse G1 (IgG1) (monoclonal antibody, mAb). Lecanemab richtet sich gegen aggregierte lösliche und unlösliche Formen von Amyloid-Beta und reduziert Amyloid-Beta-Plaques.1

    Quantitative Zusammensetzung1

    Jeder ml Konzentrat enthält 100 mg Lecanemab.

    Eine Durchstechflasche mit 5 ml enthält:

    • 500 mg Lecanemab (500 mg/5 ml).
    • 2,5 mg Polysorbat 80 (E 433).

    Eine Durchstechflasche mit 2 ml enthält:

    • 200 mg Lecanemab (200 mg/2 ml).
    • 1,0 mg Polysorbat 80 (E 433).

    Darreichungsform1

    • Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung.
    • Klare bis leicht schillernde, farblose bis blassgelbe Lösung.
    • Die Lösung hat einen pH-Wert von etwa 5,0 und eine Osmolalität von 350 – 430 mOsm/kg.

    Indikation1

    Lecanemab ist indiziert für die Behandlung leichter kognitiver Störungen und leichter Demenz aufgrund der Alzheimer-Krankheit bei erwachsenen Patienten, die Apolipoprotein E ε4 (ApoE ε4)-Heterozygoten oder Nicht-Träger sind.

    Die Behandlung mit Lecanemab sollte abgebrochen werden, sobald bei dem Patienten eine Progression zu einer mittelschweren Alzheimer-Krankheit stattgefunden hat.

    Kontraindikationen

    Lecanemab ist kontraindiziert bei1

    • Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
    • Patienten mit Blutungsstörungen, die nicht adäquat kontrolliert sind.
    • MRT-Befunde vor der Behandlung mit Lecanemab, die auf eine zerebrale Amyloidangiopathie hindeuten. Dazu zählen Hinweise auf eine frühere intrazerebrale Blutung, mehr als 4 Mikroblutungen, eine oberflächliche Siderose oder ein vasogenes Ödem.
    • Die Behandlung mit Lecanemab sollte nicht bei Patienten eingeleitet werden, die eine laufende Therapie mit Antikoagulanzien erhalten.

    Eine relative Kontraindikation oder eine noch unzureichende Datenlagen bestehen bei1

    • ApoE ε4-Homozygotie
    • Patienten, die jünger als 50 Jahre oder älter als 90 Jahre sind.
    • Patienten mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion. (Da die Ausscheidung von Lecanemab über die üblichen Abbauwege für Immunglobuline erfolgt, kann angenommen werden, dass die systemische Clearance nicht durch Nieren- oder Leberfunktionsstörungen beeinträchtigt wird.)

    Kommentar: Zusammenfassung der Zulassungsstudie

    Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Lecanemab wurde in einer doppelblinden, placebo-kontrollierten, 18-Monate dauernde Phase 3 Studie (Clarity AD) untersucht.2 In diese Studie wurden 1795 Patienten im Alter von 50–90 Jahre mit früher symptomatischer Alzheimer Erkrankung (leichte kognitive Störungen oder leichte Demenz aufgrund einer Alzheimer Erkrankung) und mit nachgewiesener Evidenz von Amyloid (im Liquor oder mittels Positronen-Emissions-Tomographie [PET] nachgewiesen), eingeschlossen. Zudem wiesen alle Teilnehmer eine objektive Beeinträchtigung des episodischen Gedächtnisses auf. Die objektive Beeinträchtigung wurde durch mindestens eine Standardabweichung unter dem altersbereinigten Mittelwert der Wechsler Memory Scale IV-Logical Memory II angezeigt.

    Die Patienten erhielten nach 1:1-Randomisierung entweder Lecanemab intravenös (10 mg pro Kilogramm Körpergewicht) alle 2 Wochen oder entsprechende Placebo-Infusionen für 18 Monate. Der primäre Endpunkt war die Veränderung der Punktzahl auf dem Clinical Dementia Rating-Sum of Boxes (CDR-SB) gegenüber dem Ausgangswert nach 18 Monaten. Der CDR-SB beurteilt sowohl kognitive als auch funktionelle Funktionen, der Scorebereich beträgt 0 bis 18, wobei höhere Punktzahlen eine stärkere Beeinträchtigung anzeigen. Sekundäre Endpunkte inkludierten Amyloid- und Tau-Messungen in der PET und weitere Skalen zur Beurteilung von Kognition und Alltagfunktionen, darunter die Alzheimer-Krankheit Bewertungsskala mit 14 Aufgaben (ADAS-Cog14), der Alzheimer’s Disease Composite Score (ADCOMS) oder die Alzheimer’s Disease Cooperative Study – Activities of Daily Living Scale (ADCS-ADL-MCI-ADL) für Patienten mit leichten kognitiven Störtungen.

    Von den 1795 randomisierten Teilnehmern (Medianes Alter 72 Jahre) schlossen 1486 (83 %) die Studie ab. Die Studie demonstrierte klinische Wirksamkeit im primären Endpunkt und fast allen sekundären Endpunkten – mit Ausnahme eines fehlenden Effekts auf Neurofilamentleichtketten (NfL) im Liquor.2

    Der CDR-SB lag bei Studienbeginn in beiden Gruppen bei etwa 3,2. Die adjustierte mittlere Veränderung des CDR-SB-Scores nach 18 Monaten gegenüber dem Ausgangswert betrug 1,21 in der Lecanemab-Gruppe und 1,66 in der Placebo-Gruppe (Differenz: –0,45; 95 % Konfidenzintervall [KI]: –0,67 bis –0,23; P < 0,001), was einer Verlangsamung des kognitiven Abbaus um 27 % in der Lecanemab-Gruppe gegenüber Placebo entspricht. Auch die sekundären klinischen Endpunkte wie der ADAS-Cog-14 Score, der ADCOMS, oder der ADCS-ADL-MCI-ADL fielen zugunsten von Lecanemab gegenüber Placebo aus. In einer Teilstudie mit 698 Teilnehmern ging die Amyloidbelastung des Gehirns unter Lecanemab stärker zurück als unter Placebo (Unterschied, -59,1 Zentiloide; 95 % KI, -62,6 bis -55,6).2,3

    Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA), einschließlich solche mit Ödemen/Effusionen (ARIA-E) oder mit Hämosiderinablagerungen/Hämorraghe (ARIA-H), wurden bei 21,5 % der mit Lecanemab behandelten Patienten beobachtet, verglichen mit 9,5 % der Placebo-Patienten. Insgesamt hatten 2,8 % der Teilnehmer in der Lecanemab-Gruppe eine symptomatische ARIA-E (versus 0 in der Placebo-Gruppe); die am häufigsten berichteten Symptome waren Kopfschmerzen, Sehstörungen und Verwirrung. Symptomatische ARIA-H wurden noch zusätzlich bei 0,7 % der Teilnehmer festgestellt (versus 0,2 % in der Placebo-Gruppe). Todesfälle traten bei 0,7 % der Teilnehmer in der Lecanemab-Gruppe und bei 0,8 % der Teilnehmer in der Placebo-Gruppe auf. Die Prüfärzte gingen davon aus, dass keine Todesfälle mit Lecanemab in Verbindung standen oder mit ARIA auftraten. Infusionsbedingte Reaktionen wurden bei 26,4 % der Teilnehmer unter Lecanemab beobachtet (versus 7,4 % unter Placebo), bei 1,2 % der Patienten in der Lecanemab-Gruppe waren die infusionsbedingten Reaktionen schwerwiegend.2

    Voraussetzungen zur Anwendung von Lecanemab (Leqembi®)1

    Die Behandlung sollte von Ärzten eingeleitet und überwacht werden, die in der Diagnose und Behandlung der Alzheimer-Krankheit erfahren sind.

    Das Vorhandensein einer Amyloid-beta (Aβ)-Pathologie muss vor Beginn der Behandlung durch zugelassene Methoden wie eine Liquor-Analyse (CSF), eine Amyloid-Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder eine gleichwertige validierte Methode bestätigt werden.

    Der Apolipoprotein E ε4 (ApoE ε4)-Status muss vor Beginn der Behandlung mit einem validierten Test untersucht werden. Vor der Testung sollten die Patienten angemessen beraten werden und ihre Zustimmung erteilen.

    Mit Lecanemab behandelte Patienten müssen eine Patientenkarte erhalten und über die Risiken von Lecanemab informiert werden.

    Dosierung und Infusion1

    Die empfohlene Dosis für Lecanemab (Leqembi®) beträgt 10 mg pro kg Körpergewicht verabreicht als intravenöse (IV) Infusion über etwa eine Stunde, einmal alle 2 Wochen.

    Die Zubereitung erfolgt von medizinischem Fachpersonal unter aseptischen Bedingungen:

    • Die Dosis, das benötigte Gesamtvolumen der Lecanemab-Lösung und die Anzahl der benötigten Ampullen auf der Grundlage des tatsächlichen Körpergewichts des Patienten sind zu berechnen.
      • Jede Durchstechflasche enthält eine Lecanemab-Konzentration von 100 mg/ml
      • Erhältlich sind Durchstechflaschen mit 5 ml (500 mg/5 ml) bzw. mit 2 mL (200 mg/2 ml) Inhalt.

    Beispiel:
    Die Dosis für eine Person mit 70 kg Körpergewicht beträgt 700 mg, d.h. der Inhalt einer 5 ml und einer 2 ml Durchstechflasche wird benötigt.

    • Das erforderliche Volumen an Lecanemab ist aus der/den Durchstechflasche(n) zu entnehmen und zu 250 ml 0,9%iger Natriumchloridlösung für Injektionszwecke zu geben.
    • Den Infusionsbeutel mit der verdünnten Lecanemab-Lösung wird vorsichtig umgedreht, um die Lösung vollständig zu mischen. Nicht schütteln.
    • Vor der Infusion ist die verdünnte Lecanemab-Lösung auf Raumtemperatur zu bringen.
    • Nicht verwendetes Arzneimittel oder Abfallmaterial ist entsprechend den örtlichen Vorschriften zu entsorgen.

    Verabreichung der Infusionslösung1

    • Das gesamte Lecanemab-Volumen wird intravenös über einen Zeitraum von ca. 1 Stunde durch eine Infusionsleitung mit einem endständigen 0,2 Mikron Inline-Filter mit geringer Proteinbindung infundiert.
    • Die Infusionsleitung spülen, um sicherzustellen, dass das gesamte Lecanemab verabreicht wird.
    • Bei der ersten Infusion ist der Patient nach Abschluss der Infusion etwa 2,5 Stunden lang auf Anzeichen und Symptome infusionsbedingter Reaktionen zu überwachen.

    Monitoring während der Infusion / infusionsbedingte Reaktionen1,4

    Während der Infusion (bei der ersten Infusion bis etwa 2,5 Stunden nach Abschluss der Infusion) müssen Patienten auf Anzeichen oder Symptome einer infusionsbedingten Reaktion überwacht werden.

    • Typische infusionsbedingten Reaktionen sind Fieber und grippeähnliche Symptome (Schüttelfrost, allgemeine Schmerzen, Zittern und Gelenkschmerzen), Übelkeit, Erbrechen, Hypotonie, Bluthochdruck, Müdigkeit, Schwindel, Verwirrtheit und Sauerstoffentsättigung.
    • Treten infusionsbedingte Reaktionen auf, sollte die Infusionsgeschwindigkeit reduziert oder die Infusion abgebrochen werden. Je nach klinischer Indikation ist eine geeignete Therapie zu verabreichen.
    • Eine Prämedikation mit einem Antihistaminikum, Paracetamol/nicht-steroidales Antirheumatikum oder einem Kortikosteroid ist bei der nachfolgenden Verabreichung zu erwägen.1

    Kommentar: Infusionsbedingte Reaktionen in der CLARITY AD Studie

    In der Phase 3 Studie (Clarity AD) wurden infusionsbedingte Reaktionen bei 26,4 % der Teilnehmer in der Lecanemab-Gruppe beobachtet (versus 7,4 % in der Placebo-Gruppe). Die meisten infusionsbedingten Reaktionen waren leicht bis mittelschwer (Grad 1 oder 2, 96 %) und traten bei der ersten Dosis auf (75 %). Bei 1,2 % der Patienten waren die infusionsbedingten Reaktionen schwerwiegend.2

    Insgesamt nahmen 56 % der Teilnehmer keine vorbeugenden Medikamente (z. B. nichtsteroidale Entzündungshemmer, Antihistaminika oder Glukokortikoide) gegen infusionsbedingte Reaktionen ein. Von denjenigen, die bei nachfolgenden Dosen vorbeugende Medikamente einnahmen, traten bei 63 % keine weiteren Reaktionen auf.2

    Pharmakokinetik

    Steady-State-Konzentration

    Die Steady-State-Konzentrationen von Lecanemab wurden nach einer 6-wöchigen Behandlung mit 10 mg/kg alle 2 Wochen erreicht, und die systemische Akkumulation betrug das etwa 1,4-fache.1

    Verteilungsvolumen

    Der Mittelwert (95% Konfidenzinterval [KI]) des Verteilungsvolumen im Steady-State beträgt 5,52 l (5,14 – 5,93).1

    Biotransformation

    Lecanemab ist ein monoklonaler Antikorper, der gegen lösliche und unlösliche aggregierte Formen von Amyloid-Beta gerichtet ist, und es wird nicht davon ausgegangen, dass er an durch Zytokin modulierten Stoffwechselwegen beteiligt ist.1

    Elimination

    Lecanemab wird über proteolytische Enzyme auf die gleiche Weise wie endogene IgG abgebaut. Die Lecanemab-Clearance (95 % KI) beträgt 0,370 (0,353-0,384) l/Tag. Die terminale Eliminationhalbwertszeit beträgt 5 bis 7 Tage.1

    Linearität

    Lecanemab weist eine lineare Pharmakokinetik auf.1

    Nieren- und Leberfunktionsstörungen

    Die Elimination von Lecanemab erfolgt über normale Abbauwege für Immunglobuline und die systemische Clearance sollte durch Leber- oder Nierenfunktionsstörungen nicht beeinträchtigt werden. Die Biomarker für die Leberfunktion (ALT, AST, ALP, Gesamtbilirubin) und die Kreatinin-Clearance hatten keinen Einfluss auf die PK-Parameter von Lecanemab.1

    Interaktionen

    Es wurden keine Studien zur Erfassung von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten durchgeführt. Aufgrund des Eliminationsmechanismus (siehe oben) ist jedoch nicht zu erwarten, dass Lecanemab Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln verursacht oder dafür anfällig ist.1 Die gleichzeitige Anwendung symptomatischer Behandlungen der Alzheimer-Krankheit hatte keinen Einfluss auf die Wirksamkeit von Lecanemab oder die Art oder Häufigkeit unerwünschter Ereignisse.4

    Intrinsische Faktoren

    Geschlecht, Körpergewicht, Ethnie und Albumin beeinflussen die Exposition gegenüber Lecanemab, allerdings erwies sich keine dieser Kovariablen als klinisch signifikant.4

    Pharmadynamik

    Die Wirkung von Lecanemab auf die Amyloid-Beta-Plaques im Gehirn wurde mittels PET-Bildgebung (18F-Florbetapir-Tracer) untersucht. Das PET-Signal wurde sowohl mit dem Standard Uptake Value Ratio (SUVR) als auch mit der Centiloid-Skala quantifiziert, um die Menge an Amyloid-Beta-Plaque in Kompositen von Hirnregionen abzuschätzen, von denen man annimmt, dass sie weitgehend von der Pathologie der Alzheimer-Krankheit betroffen sind.1,4

    Lecanemab reduzierte die Amyloid-Beta-Plaque in Abhängigkeit von Dosis und Zeit in der Phase 2b-Dosisfindungsstudie (Studie 201)5, sowie in der Phase 3-Studie (Studie 301)2 als Einzeldosis im Vergleich zu Placebo in Abhängigkeit von der Zeit.4

    • In der Phase 3-Studie (Studie 301) war die mittlere Veränderung gegenüber Baseline im Vergleich zu Placebo für Lecanemab 10 mg/kg alle 2 Wochen in Woche 79 in der indizierten Population statistisch signifikant (-59 vs. 437).1
    • Eine Expositions-Wirkungs-Analyse zeigte, dass die beobachtete Amyloid-PET SUVR mit zunehmender Lecanemab-Exposition abnahm. Veränderungen der Aβ1-42-Konzentrationen im Liquor, des Aβ42/40-Ratio im Plasma und der p-Tau181-Konzentrationen im Plasma korrelierten mit einer Erhöhung der Exposition gegenüber Lecanemab.1
    • Während eines behandlungsfreien Zeitraums in Studie 201 (zwischen 9 und 59 Monaten; Mittelwert von 24 Monaten) begann die Amyloidkonzentration mit einer mittleren Anstiegsrate von 2,6 Centiloiden/Jahr anzusteigen, jedoch blieb der Behandlungsunterschied gegenüber Placebo nach dem 18-monatigen Doppelblindzeitraum in Studie 201 erhalten.4

    Monitoring und Maßnahmen unter Therapie

    Überprüfung des Stadiums der Demenz

    Lecanemab ist indiziert für die Behandlung leichter kognitiver Beeinträchtigungen und leichter Demenz aufgrund der Alzheimer-Krankheit bei erwachsenen Patienten. Entwickelt der Patient eine mittelschwere Alzheimer-Krankheit, sollte die Therapie abgesetzt werden.1

    ARIA: Patientenmonitoring

    Patienten, die mit Lecanemab behandelt werden, können amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) wie ARIA mit Ödemen/Effusionen (ARIA-E) und ARIA mit Hämosiderinablagerungen/Hämorraghe (ARIA-H) entwickeln. Sie müssen entsprechend sorgfältig überwacht werden:1

    • Vor Behandlungsbeginn mit Lecanemab ist eine aktuelle Kernspintomographie (MRT) des Gehirns zu erstellen.
    • Eine MRT muss auch vor der 5., 7. und 14. Infusion durchgeführt werden
    • Insgesamt ist während den ersten 14 Wochen der Behandlung mit Lecanemab eine erhöhte klinische Vigilanz für ARIA indiziert.

    Wenn bei einem Patienten Symptome auftreten, die auf eine ARIA hindeuten, sollte eine klinische Bewertung durchgeführt werden, einschließlich einer MRT, falls angezeigt.1 In der Phase 3 Studie waren die häufigsten Symptome bei ARIA-E Kopfschmerzen, Sehstörungen und Verwirrung.2

    ARIA: Symptome

    Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Sehstörungen, Schwindelgefühl, Übelkeit und Gangstörungen. Darüber hinaus können fokale neurologische Defizite auftreten.1

    Die mit ARIA assoziierten Symptome klingen üblicherweise im Laufe der Zeit ab.1

    ARIA: Klassifizierung von Schweregrad und Dosierungsanpassungen

    Klassifizierung nach Schweregrad von amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) gemäß MRT-Befunden.1

    ARIA Typ

    FLAIR-Hyperintensität. Beschränkt auf Sulkus und/oder Kortex/Subkortex der weißen Substanz an einer Stelle <5 cm

    FLAIR-Hyperintensität.
    5 bis 10 cm in der größten Einzelausdehnung oder mehr als eine betroffene Stelle, die jeweils <10 cm misst

    FLAIR-Hyperintensität.
    >10 cm mit begleitender gyraler Schwellung und sulkaler Effusion.
    ≥ 1 separate/ unabhängige Stelle der Beteiligung

    ≤ 4 neu auftretende Mikroblutungen

    5 bis 9 neu aufgetretene Mikroblutungen

    ≥ 10 neu auftretende Mikroblutungen

    1 fokaler Bereich mit superfizieller Siderose

    2 fokale Bereiche mit superfizieller Siderose

    > 2 fokale Bereiche mit superfizieller Siderose

    a Umfasst neue oder sich vergrößernde fokale Bereiche mit superfizieller Siderose

    • FLAIR: fluid-attenuated inversion recovery (flüssigkeitsabgeschwächte Inversionserholung);
    • ARIA-E: Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien – Ödeme/Effusionen;
    • ARIA-H: Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien – Hämorrhagie/Hämosiderinablagerungen
    Dosierungsanpassungen für Patienten mit ARIA mit Ödemen (ARIA-E):1

    Klassifizierung der klinischen Symptome

    Fortsetzung der Dosierung nach klinischem Ermessen möglich.

    Bei Fortsetzung der Therapie, verstärkte klinische und MRT-Überwachung erforderlich Nach 1 oder 2 Monaten sind zusätzliche MRT-Aufnahmen anzufertigen, um zu überprüfen, ob eine Rückbildung stattgefunden hat, oder auch früher, wenn Symptome vorhanden sind.

    Dosierung aussetzen.

    Die Behandlung wird so lange ausgesetzt, bis sich die Bildgebungsanomalien aufgelöst haben und die Symptome, sofern vorhanden, abgeklungen sind. Zur Beurteilung wird eine erneute MRT 2 bis 4 Monate nach der ersten Identifizierung von ARIA-E durchgeführt. Die Wiederaufnahme der Dosierung erfolgt nach klinischem Ermessen.

    Dosierung aussetzen.

    Die Behandlung wird so lange ausgesetzt, bis sich die Bildgebungsanomalien aufgelöst haben und die Symptome, sofern vorhanden, abgeklungen sind. Zur Beurteilung wird eine erneute MRT 2 bis 4 Monate nach der ersten Identifizierung von ARIA-E durchgeführt. Die Wiederaufnahme der Dosierung erfolgt nach klinischem Ermessen.

    aSiehe Tabelle Klassifizierung MRT-Befunde

    Wichtige Hinweise:

    • Die Rezidivrate nach einem ersten Auftreten von ARIA-E ist bei Wiederaufnahme der Behandlung mit Lecanemab bei ApoE ε4-Nicht-Trägern häufig und bei Heterozygoten sehr häufig.4
    • Nach dem zweiten Auftreten einer symptomatischen oder radiologisch moderater oder schwerer ARIA-E ist die Behandlung mit Lecanemab abzubrechen.1
    Dosierungsanpassungen für Patienten mit ARIA mit Hämosiderinablagerungen/ Hämorraghe (ARIA-H):

    Klassifizierung der klinischen Symptome

    Fortsetzung der Dosierung nach klinischem Ermessen möglich.

    Bei Fortsetzung der Therapie, verstärkte klinische und MRT-Überwachung erforderlich (Erneuter MRT-Scan nach 2 Monaten, danach alle 1 oder 2 Monate bis sich die ARIA-H stabilisiert hat).

    Dosierung aussetzen.

    Die Behandlung wird ausgesetzt, bis die Bildgebungsanomalien eine Stabilisierung zeigen und die Symptome, sofern vorhanden, abgeklungen sind. Zur Beurteilung wird eine erneute MRT 2 bis 4 Monate nach der ersten Identifizierung von ARIA-H durchgeführt. Die Wiederaufnahme der Dosierung erfolgt nach klinischem Ermessen.

    Dauerhaftes Absetzen der Therapie.

    Unterbrechung der Dosierung.

    Die Behandlung wird ausgesetzt, bis die Bildgebungsanomalien eine Stabilisierung zeigen und die Symptome, sofern vorhanden, abgeklungen sind. Zur Beurteilung wird eine erneute MRT 2 bis 4 Monate nach der ersten Identifizierung von ARIA-H durchgeführt. Die Wiederaufnahme der Dosierung erfolgt nach klinischem Ermessen.

    Dauerhaftes Absetzen der Therapie.

    aSiehe Tabelle Klassifizierung MRT-Befunde

    Wichtiger Hinweis:

    • Die Rezidivrate nach einem ersten Auftreten von ARIA-H ist bei Wiederaufnahme der Behandlung mit Lecanemab bei ApoE ε4-Nicht-Trägern bzw. bei Heterozygoten sehr häufig.4

    Patienten mit intrazerebraler Blutung

    Sollte in Erwägung gezogen werden, Lecanemab bei Patienten anzuwenden, die Faktoren aufweisen, welche auf ein erhöhtes Risiko für intrazerebrale Blutungen hindeuten, ist Vorsicht geboten.

    Bei Patienten, die während der Behandlung mit Lecanemab eine intrazerebrale Blutung mit einem Durchmesser von > 1 cm entwickeln, ist die Therapie dauerhaft abzusetzen.1

    Gleichzeitige Anwendung von Thrombozytenaggregationshemmern

    Im Zusammenhang mit der Anwendung von Thrombozytenaggregationshemmern wurde kein erhöhtes Risiko für ARIA oder intrazerebrale Blutungen beobachtet.1

    Die meisten Expositionen gegenüber antithrombotischen Medikamenten in den klinischen Studien betrafen Aspirin.1 In den klinischen Studien war die Anwendung von Antithrombotika (Aspirin, andere Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulanzien) bei Studienbeginn erlaubt, wenn der Patient eine stabile Dosis erhielt.

    Wichtiger Hinweis:

    • Bei einer laufenden Therapie mit Antikoagulanzien ist eine Behandlung mit Lecanemab kontraindiziert.1

    Kommentar: Inzidenz und Klassifizierung von ARIA in der CLARITY AD Studie2

    In der CLARITY AD Studie wurden 898 Patienten mit Lecanemab und 897 mit Placebo behandelt.

    ARIA-E:
    Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien mit Ödemen/Effusionen (ARIA-E) traten bei 113 Teilnehmer (12,5 %) unter Lecanemab und 15 (1,7 %) unter Placebo auf. Die meisten ARIA-E mit Lecanemab wurden, basierend auf MRT-Kriterien, als leicht bis mittelschwer klassifiziert (91 %), waren asymptomatisch (78 %), traten in den ersten drei Monaten der Behandlungsperiode auf (71 %) und klangen innerhalb von vier Monaten nach ihrer Entdeckung ab (81 %). Insgesamt 2,8 % der Teilnehmer in der Lecanemab-Gruppe hatten eine symptomatische ARIA-E; die am häufigsten berichteten Symptome waren Kopfschmerzen, Sehstörungen und Verwirrung.

    ARIA-H:
    Die Inzidenz von ARIA wie Mikroblutungen und Hämosiderinablagerungen (ARIA-H) war 155 unter Lecanemab (17,3 %) gegenüber 81 unter Placebo (9,0 %). Die Inzidenz der isolierten ARIA-H (d. h. Teilnehmer mit ARIA-H, die nicht auch eine ARIA-E aufwiesen) betrug in der Lecanemab-Gruppe 8,9 % und in der Placebo-Gruppe 7,8 %. Die Inzidenz der isolierten symptomatischen ARIA-H lag bei 0,7 % in der Lecanemab-Gruppe und bei 0,2 % in der Placebogruppe, wobei das häufigste Symptom Schwindelgefühl war. Makroblutungen wurden bei 5 von 898 Teilnehmern (0,6 %) in der Lecanemab-Gruppe und bei 1 von 897 Teilnehmern (0,1 %) in der Placebo-Gruppe beobachtet. ARIA-H, die mit ARIA-E auftraten, entwickelten sich in der Regel früh (innerhalb von 6 Monaten). Vereinzelte ARIA-H wurden während der gesamten Studie beobachtet.

    APOE-ε4 Genotyp:
    ARIA-E und ARIA-H traten bei APOE-ε4-Nichtträgern zahlenmäßig seltener auf als bei Trägern, wobei die Häufigkeit bei Homozygoten höher war als bei Heterozygoten.

    Die Resultate von ARIA in der CLARITY AD Studie sind in der Tabelle zusammengefasst:2

    ARIA, No (%)

    Lecanemab
    (N = 898)

    Placebo
    (N = 897)

    ARIA-E, No. (%)

    113 (12,6)

    15 (1,7)

    Symptomatisch ARIA-E, No (%)

    25 (2,8)

    0

    APOE ɛ4 nicht-Träger

    4/278 (1,4)

    0/286

    APOE ɛ4 Träger

    21/620 (3,4)

    0/611

    ARIA-E nach APOE ɛ4-Status,
    No./total No. (%)

    25 (2,8)

    0

    APOE ɛ4 nicht-Träger

    15/278 (5,4)

    1/286 (1,3)

    APOE ɛ4 Träger

    98/620 (15,8)

    14/611 (2,3)

    ARIA-H, No. (%)

    155 (17,3)

    81 (9,0)

    Mikrohämorrhagien

    126 (14,0)

    68 (7,6)

    Superfizielle Siderose

    50 (5,6)

    21 (2,3)

    Makrohämorrhagien

    5 (0,6)

    1 (0,1)

    Symptomatische ARIA-H

    6 (0,7)

    2 (0,2)

    Isolierte ARIA-H,
    keine gleichzeitige ARIA-E

    80 (8,9)

    70 (7,8)

    Dauer der Therapie1

    Intravenöse Applikation alle 14 Tage.

    Überprüfung alle 6 Monate der kognitiven Funktion und Beurteilung der klinischen Symptome.

    Die Behandlung mit Lecanemab sollte beendet werden, wenn eine Progression zu einer moderaten Alzheimer-Krankheit stattgefunden hat. Die Einschätzung liegt beim behandelnden Arzt.

      Referenzen

      1. Leqembi® (Lecanemab). Fachinformation. Eisai. Stand April 2025, verfügbar unter: https://ec.europa.eu/health/documents/community-register/2025/20250415164782/anx_164782_de.pdf (Zugriff 16. Juni 2025)
      2. van Dyck CH, Swanson CJ, Aisen P, et al. Lecanemab in Early Alzheimer’s Disease. N Engl J Med. 2023;388(1):9-21. doi:10.1056/NEJMoa2212948
      3. Czech J, Schulz JB. Neurodegenerative Erkrankungen: Aktuelle medikamentöse Therapieansätze der Alzheimerkrankheit. InFo Neurologie + Psychiatrie 2024; 26 (1):32-45
      4. Leqembi® (Lecanemab). UK Summary of Product Characteristics. Eisai 8/2024
      5. Swanson CJ, Zhang Y, Dhadda S, et al. A randomized, double-blind, phase 2b proof-of-concept clinical trial in early Alzheimer’s disease with lecanemab, an anti-Aβ protofibril antibody [published correction appears in Alzheimers Res Ther. 2022 May 21;14(1):70. doi: 10.1186/s13195-022-00995-9]. Alzheimers Res Ther. 2021;13(1):80. Published 2021 Apr 17. doi:10.1186/s13195-021-00813-8
    • Memantin

      • Indikation

        • Bei mittelschwerer und schwerer (MMST <20) Alzheimer Demenz

        Dosierung

        • Initialdosis (pro Tag) 5 mg
        • Steigerung nach 1 Woche um 5 mg
        • Minimal wirksame Dosis (pro Tag) 20 mg
        • Maximaldosis (pro Tag) 20 mg*

        Anmerkung: insgesamt gute Verträglichkeit und sowohl als Tablette wie auch als Lösung erhältlich

        *Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz erforderlich (siehe Fachinformation)

        Häufige Nebenwirkungen

        Schwindel, Kopfschmerzen
        Gilt als gut verträglich

        Für weitere Informationen, inkl. Indikationen, Nebenwirkungen, Wechselwirkungen, Kontraindikation, Kontrolluntersuchungen wenden Sie sich bitte an die entsprechenden Fachinformationen.

      Der N-methyl-d-aspartate (NMDA)-Rezeptor-Antagonist Memantin ist zugelassen zur symptomatischen Therapie der mittelschweren bis schweren Alzheimer Demenz. Hingegen nicht zugelassen ist Memantin für die Behandlung der leichten Alzheimer-Demenz. Dies aufgrund fehlender Evidenz für Wirksamkeit. Entsprechend wird in den S3 Leitlinien Demenzen nicht empfohlen (⇓⇓), Memantin bei der leichten Alzheimer-Demenz einzusetzen.1

      Bei einer mittelschweren bis schweren Alzheimer Demenz empfehlen die S3 Leitlinien Demenzen Memantin zur Behandlung von Kognition und der Fähigkeit zur Verrichtung von Alltagsaktivitäten einzusetzen. Der Effekt auf Kognition oder Alltagsfunktionen bei der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz wurde als klein beurteilt. Die dieser Empfehlung (⇑⇑) zugrunde-liegende Evidenz* wurde als hoch (⊕⊕⊕⊕) eingestuft. Hingegen spricht sich die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e. V. (DEGAM) in einem Sondervotum für einen schwächeren Empfehlungsgrad (⇑) aus, da nach ihrer Einschätzung des Nutzen-Risikoverhältnisses keine stärkere Empfehlung zulässt.1 Das Deutsche Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat den patientenbezogenen Nutzen von Memantin bei mittelschwerer bis schwerer Demenz auf Kognition und den Hinweis für Nutzen auf alltagspraktische Fähigkeiten bestätigt.1,2

      Die Verträglichkeit von Memantin ist üblicherweise gut. Mögliche Nebenwirkungen sind Schwindel, Kopfschmerz, Obstipation, erhöhter Blutdruck und Schläfrigkeit, die zumeist vorübergehend auftreten. Das Schadensrisiko wurde als sehr gering eingestuft. Bei Niereninsuffizienz muss eine Dosisanpassung erfolgen.1 Das Therapieschema für Memantin bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer Demenz ist in der Tabelle zusammengefasst.1 Für die vollständige Darstellung der Indikation, Kontraindikationen und Nebenwirkungen von Memantin wird auf die Fachinformation des verwendeten Präparates verwiesen.1

      *Hinweise zu den Studien mit Memantin in Alzheimer-Patienten:1

      Die Studien zu Memantin wurden bei Menschen mit klinischer Diagnose einer Alzheimer-Demenz durchgeführt. Diese Studien waren nicht Biomarkerbasiert und erforderten keinen Nachweis der Alzheimer-Pathologie. Es ist davon auszugehen, dass auch Menschen mit Mischdemenzen und Nicht-Alzheimer- Demenzen in den Studien behandelt wurden (bis ca. 20%). Die Kognition wurde i.d.R. direkt durch kognitive Tests gemessen und die Aktivitäten des täglichen Lebens mittels Fragebögen über die Angehörigen erfasst.

      Referenzen

      1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
      2. IQWiG. Responderanalysen zu Memantin bei Alzheimer Demenz. Rapid Report A10-06.: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen Köln; 2011.
    • Musiktherapie

      • Empfehlungen gemäß S3 Leitlinien1

        • Menschen mit Demenz
        • Die Therapie kann rezeptiv in Form von Musikhören (z. B. persönlich präferierte Musik) oder aktiv, z.B. in Form von Singen oder dem Spielen von Instrumenten erfolgen.1 Eine Kombination aus beiden Ansätzen ist ebenfalls möglich.2
        • Aufgrund der geringen Evidenz, wurde die Empfehlung in den S3 Leitlinien als Ratschlag formuliert.1
        • Durchführung i.d.R. von Musiktherapeut:innen

        Referenzen

        1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
        2. Bleibel M, El Cheikh A, Sadier NS, Abou-Abbas L. The effect of music therapy on cognitive functions in patients with Alzheimer’s disease: a systematic review of randomized controlled trials. Alzheimers Res Ther. 2023;15(1):65. Published 2023 Mar 27. doi:10.1186/s13195-023-01214-9.

      Musiktherapie bei Demenz

      Musiktherapie kann rezeptiv in Form von Musikhören (z. B. persönlich präferierte Musik) oder aktiv, z.B. in Form von Singen oder dem Spielen von Instrumenten, durchgeführt werden.

      Die Evidenz für aktive und rezeptive Musiktherapie zur Verbesserung der Kognition basiert auf einer systematischen Übersichtsarbeit, die insgesamt 8 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 689 Patienten einschloss.1,2 Mit verschiedenen Ansätzen konnten signifikante Effekte auf die globale Kognition oder Teilleistungen, z. B. Gedächtnisleistung, im Vergleich zu z. T. auch aktiven Kontrollbedingungen gezeigt.1,2 Eine Metaanalyse war Aufgrund der Heterogenität der Studien nicht möglich.1,2

      Die Evidenz für die Musiktherapie zur Verbesserung der Kognition wurde in den S3 Leitlinien als niedrig (⊕⊕⊝⊝) beurteilt, entsprechend wurde die Empfehlung als Ratschlag formuliert (⇑).1

      Neben den Effekten auf die Kognition haben Menschen mit Demenz gegebenenfalls in weiteren Bereichen wie psychische und Verhaltenssymptome einen potenziellen Nutzen von Musiktherapie.

      Für eine Musiktherapie besteht kein relevantes Schadensrisiko. Mehrheitlich ist sie wohl eine gewünschte Therapieform. Falls die Intervention von der betroffenen Person als unangenehm oder überfordernd erlebt wird, kann sie abgebrochen oder modifiziert werden.

      Verfügbarkeit

      Die Verfügbarkeit von Musiktherapeut:innen ist begrenzt.

      Referenzen

      1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
      2. Bleibel M, El Cheikh A, Sadier NS, Abou-Abbas L. The effect of music therapy on cognitive functions in patients with Alzheimer’s disease: a systematic review of randomized controlled trials. Alzheimers Res Ther. 2023;15(1):65. Published 2023 Mar 27. doi:10.1186/s13195-023-01214-9.
    • Repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS)

      Hinweis
      Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) wird hier besprochen, weil eine Nachfrage danach besteht. Allerdings ist zum jetzigen Zeitpunkt die Anwendung von rTMS bei Patienten mit einer Alzheimer Krankheit außerhalb von formellen klinischen Studien verfrüht, die Evidenz ist zu gering. Studien zum Nutzen dieses Verfahrens laufen.

        Verfügbare Evidenz und Anwendung

        • Es liegen Hinweise aus klinischen Studien vor, dass rTMS bei Alzheimer-Erkrankten zu einer Verbesserung der kognitiven Leistung führen kann.3-5
        • Die heutige Datenlage ist allerdings zungering für eine Empfehlung für die klinische Anwendung von rTMS bei Alzheimer Patienten außerhalb von klinischen Studien.3,4
        • rTMS Studien mit Alzheimer Betroffenen werden an neurologischen Zentren in Deutschland durchgeführt.1
        • In anderen Indikationsgebieten, z.B. Depression gehört die Anwendung von rTMS zum therapeutischen Armamentarium.6
        • Falls es zur Anwendung von rTMS kommt, sollte die Methode durch Fachärzte mit umfassenden neurologisch/psychiatrischen Kenntnissen angewendet werden.1

        Angewendetes Verfahren

        • In Studien zur rTMS bei Alzheimer Erkrankten war i.d.R. der dorsolaterale präfrontale Kortex oder der Praecuneus der Stimulationsort.5,7 Der optimale Zielort wird jedoch zunehmend auf individuelle Krankheitsmerkmale abgestimmt und entsprechend personalisiert.7 Die Umsetzung der Personalisierung ins klinische Umfeld ist herausfordernd und ressourcenintensiv.7
        • Wenig Klarheit gibt es zu der anzuwendenden Stimulationsfrequenz oder zu der Anzahl rTMS-Therapiesitzungen für Alzheimer Erkrankte.5
        • Patienten in einem früheren Alzheimer Stadium scheinen besser von rTMS zu profitieren als Patienten in einem späteren Krankheitsstadium.5

        Sicherheit

        • Die TMS gilt unter Beachtung der geltenden Sicherheitsempfehlungen als gut verträglich.5
        • Die häufigsten Nebenwirkungen sind leichte und vorübergehende Kopfschmerzen sowie Kribbelparästhesien durch Stimulation der Kopfhaut.5
        • Während der Anwendung sollten Patienten sowie Untersuchende einen Gehörschutz tragen.5

        Verfügbarkeit und Kostenübernahme

        • Da rTMS bei anderen neurologischen und psychiatrischen Störungen angewendet wird (z.B. Depressionen), wird rTMS an zahlreichen Standorten in Deutschland angeboten.6
        • rTMS ist bislang in keiner Indikation eine obligatorische Kassenleistung, einige private Krankenversicherer übernehmen die Kosten für rTMS zur Behandlung einer Depression.

        Referenzen

        1. Projekt-Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch der drei Berufsverbände der Fächer Neurologie, Psychiatrie und Nervenheilkunde (BDN/BVDP/BVDN). März 2025.
        2. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
        3. Lefaucheur JP, André-Obadia N, Antal A, et al. Evidence-based guidelines on the therapeutic use of repetitive transcranial magnetic stimulation (rTMS). Clin Neurophysiol. 2014;125(11):2150-2206. doi:10.1016/j.clinph.2014.05.021.
        4. Lefaucheur JP, Aleman A, Baeken C, et al. Evidence-based guidelines on the therapeutic use of repetitive transcranial magnetic stimulation (rTMS): An update (2014-2018) [published correction appears in Clin Neurophysiol. 2020 May;131(5):1168-1169. doi: 10.1016/j.clinph.2020.02.003]. Clin Neurophysiol. 2020;131(2):474-528. doi:10.1016/j.clinph.2019.11.002.
        5. Wang X, Mao Z, Ling Z, Yu X. Repetitive transcranial magnetic stimulation for cognitive impairment in Alzheimer’s disease: a meta-analysis of randomized controlled trials. J Neurol. 2020;267(3):791-801. doi:10.1007/s00415-019-09644-y.
        6. Jooß, A; Ziemann, U. Transkranielle Magnetstimulation: Auf dem Weg zur individualisierten Neuromedizin. Dtsch Arztebl 2023; 120(50): A-2147 / B-1823.
        7. Jung YH, Jang H, Park S, et al. Effectiveness of Personalized Hippocampal Network-Targeted Stimulation in Alzheimer Disease: A Randomized Clinical Trial [published correction appears in JAMA Netw Open. 2024 Jul 1;7(7):e2426187. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.26187]. JAMA Netw Open. 2024;7(5):e249220. Published 2024 May 1. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.9220.

      Die transkranielle Magnetstimulation (TMS) ist ein nicht-invasives Verfahren, bei der Gehirnareale mithilfe von Magnetfeldern durch die Schädelkalotte (transkraniell) stimuliert oder gehemmt werden können.1 Bei der repetitiven transkraniellen Magnetstimulation (rTMS) wird die TMS in einem bestimmten zeitlichen Muster wiederkehrend (repetitiv) verabreicht.

      Dadurch können abhängig von der Stimulationsfrequenz Aktivitätsveränderungen im stimulierten Hirnareal induziert werden, die über die Dauer der Stimulation hinaus anhalten.2 Die hochfrequente rTMS (> 1 Hz) wird genutzt, um die Erregbarkeit des stimulierten Kortex über Mechanismen der Langzeitpotenzierung zu erhöhen, die niederfrequente rTMS (< 1 Hz) um die kortikale Erregbarkeit ähnlich einer Langzeitdepression zu verringern.2 Relativ gute Wirksamkeitsevidenz für eine signifikante klinische Verbesserung der Symptome besteht für die hochfrequente rTMS des primären motorischen Kortex kontralateral zur schmerzhaften Körperseite bei neuropathischen Schmerzen, für die hochfrequente rTMS des linken dorsolateralen präfrontalen Kortex bei Depressionen und für die niederfrequente rTMS des kontraläsionalen Motorkortex zur motorischen Erholung nach einem motorischem Schlaganfall.2

      Die Methode gilt unter Beachtung der geltenden Sicherheitsempfehlungen als gut verträglich.2 Die häufigsten Nebenwirkungen der TMS sind leichte und vorübergehende Kopfschmerzen sowie Kribbelparästhesien durch Stimulation der Kopfhaut. Patienten sowie Untersuchende sollten während der TMS-Anwendung einen Gehörschutz tragen um die lauten Klickgeräusche bei der Stimulation abzudämpfen.2

      Studien mit Alzheimer Erkrankten deuten darauf hin, dass rTMS zu einer Verbesserung der kognitiven Leistung führen kann.3-5 Allerdings reicht die heutige Datenlage nicht aus, um eine Empfehlung für die klinische Anwendung von rTMS bei Alzheimer Patienten auszusprechen.3,4 So die Einschätzung von Europäischen Experten, die auf einer umfangreichen Evidenz-Analyse basiert.3,4 Insbesondere liegen keine unabhängig replizierten placebokontrollierten Studien mit ähnlichen Stimulationsprotokollen und Bewertungsmethoden vor.4

      In einigen rTMS Studien mit Alzheimer Betroffenen wurde der dorsolaterale präfrontale Kortex als Zielort verwendet, weil dieser Kortex an der Stimmungsregulierung und der kognitiven Kontrolle beteiligt ist; in anderen Studien war der Praecuneus der Stimulationsort.3-9 Eine Meta-Analyse weist darauf hin, dass die Wahl des Stimulationsortes für die Wirksamkeit der rTMS von entscheidender Bedeutung ist.10 Der Trend bei der rTMS geht hin zu einer personalisierter Anwendung.6 Der dorsolaterale präfrontale Kortex oder der Praecuneus bleiben zwar übliche Zielorte für die rTMS, der optimale Zielort wird jedoch zunehmend auf die individuellen Krankheitsmerkmale und die verfügbaren Behandlungsmechanismen abgestimmt.6

      In Studien erlauben aufwendige Konnektivitätsanalysen unter Verwendung von funktionaler Magnet Resonanz Tomographie (fMRT) zu Studienbeginn eine genaue und konsistente Ausrichtung der rTMS auf die gewünschte Hirnregion zu gewährleisten.6 Im klinischen Umfeld ist so eine personalisierte Anwendung allerdings aufgrund von Zeit- und Ressourcenbeschränkungen eine Herausforderung.6 Ferner gibt es wenig Klarheit zu methodologischen Fragen wie beispielsweise die anzuwendende Stimulationsfrequenz oder die Anzahl Therapiesitzungen. Wirksamer zu sein scheinen 20 Hz rTMS als10 Hz oder 1 Hz rTMS bzw. mehr als 10 Sitzungen im Vergleich zu weniger als 10 Sitzungen.6 Die aktuelle Datenlage deutet darauf hin, dass Patienten in einem früheren Stadium der Alzheimer Krankheit besser von rTMS profitieren können als Patienten in einem späteren Krankheitsstadium.6

      Entsprechend ist aus Sicht der Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch die klinische Anwendung von rTMS bei Patienten mit einer Alzheimer Krankheit außerhalb von formellen klinischen Studien verfrüht.11 Hingegen kann die Anwendung von rTMS bei Patienten mit einer Alzheimer Krankheit im Rahmen von klinischen Studien an neurologischen Zentren in Betracht gezogen werden.11 Dies mit dem Ziel die Evidenz zu substantiieren. Entsprechende rTMS Studien mit Alzheimer Betroffenen werden an neurologischen Zentren in Deutschland durchgeführt.11 Die S3 Leitlinien Demenzen12 machen keine Aussage zu dieser Methode.

      Referenzen

      1. DocCheck Flexikon. Transkranielle Magnetstimulation. Verfügbar unter: https://flexikon.doccheck.com/de/Transkranielle_Magnetstimulation, Zugriff am 22.01.2025.
      2. Jooß, A; Ziemann, U. Transkranielle Magnetstimulation: Auf dem Weg zur individualisierten Neuromedizin. Dtsch Arztebl 2023; 120(50): A-2147 / B-1823.
      3. Lefaucheur JP, André-Obadia N, Antal A, et al. Evidence-based guidelines on the therapeutic use of repetitive transcranial magnetic stimulation (rTMS). Clin Neurophysiol. 2014;125(11):2150-2206. doi:10.1016/j.clinph.2014.05.021.
      4. Lefaucheur JP, Aleman A, Baeken C, et al. Evidence-based guidelines on the therapeutic use of repetitive transcranial magnetic stimulation (rTMS): An update (2014-2018) [published correction appears in Clin Neurophysiol. 2020 May;131(5):1168-1169. doi: 10.1016/j.clinph.2020.02.003]. Clin Neurophysiol. 2020;131(2):474-528. doi:10.1016/j.clinph.2019.11.002.
      5. Wang X, Mao Z, Ling Z, Yu X. Repetitive transcranial magnetic stimulation for cognitive impairment in Alzheimer’s disease: a meta-analysis of randomized controlled trials. J Neurol. 2020;267(3):791-801. doi:10.1007/s00415-019-09644-y.
      6. Jung YH, Jang H, Park S, et al. Effectiveness of Personalized Hippocampal Network-Targeted Stimulation in Alzheimer Disease: A Randomized Clinical Trial [published correction appears in JAMA Netw Open. 2024 Jul 1;7(7):e2426187. doi: 10.1001/jamanetworkopen.2024.26187]. JAMA Netw Open. 2024;7(5):e249220. Published 2024 May 1. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.9220.
      7. Koch G, Casula EP, Bonnì S, et al. Precuneus magnetic stimulation for Alzheimer’s disease: a randomized, sham-controlled trial. Brain. 2022;145(11):3776-3786. doi:10.1093/brain/awac285.
      8. Koch G, Bonnì S, Pellicciari MC, et al. Transcranial magnetic stimulation of the precuneus enhances memory and neural activity in prodromal Alzheimer’s disease. Neuroimage. 2018;169:302-311. doi:10.1016/j.neuroimage.2017.12.048.
      9. Bonnì S, Veniero D, Mastropasqua C, et al. TMS evidence for a selective role of the precuneus in source memory retrieval.Behav Brain Res. 2015;282:70-75. doi:10.1016/j.bbr.2014.12.032.
      10. Menardi A, Dotti L, Ambrosini E, Vallesi A. Transcranial magnetic stimulation treatment in Alzheimer’s disease: a meta-analysis of its efficacy as a function of protocol characteristics and degree of personalization. J Neurol. 2022;269(10):5283-5301. doi:10.1007/s00415-022-11236-2.
      11. Projekt-Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch der drei Berufsverbände der Fächer Neurologie, Psychiatrie und Nervenheilkunde (BDN/BVDP/BVDN). März 2025.
      12. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.

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