Diagnostik

  • Erhebung der Anamnese und orientierende neuropsychologische/neurologische Untersuchung

    • Bei Personen mit Hinweisen auf subjektiven oder objektiven kognitiven Verschlechterungen und/oder Verhaltensänderungen.1
    • Erfassung von kognitiven Einschränkungen
    • Familienanamnese bzgl. Demenzen
    • Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme

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    • Erfassung von kognitiven Einschränkungen

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    • Alzheimer-relevante Kernsymptome
    • Hinweise auf andere neurologische Ursachen

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    Neuropsychologische Testverfahren

    • Zur Objektivierung der kognitiven Defiziten ist eine neuropsychologische Testung erforderlich.1

    Hinweis: Die angegebenen Score-Bereiche sind orientierend zu interpretieren. Insbesondere leichte kognitive Störungen (MCI), leichte Demenzen oder Depressionen bedürfen immer eine klinische Bewertung in der Gesamtschau.

    MoCa Test

    Maximale Gesamtpunktzahl: 30 Punkte

    • kognitive Defizite < 26 Punkte

    *Webseite auf Englisch, Materialien auf Deutsch verfügbar

    Mini-Mental-Status-Test (MMST)

    Maximale Gesamtpunktzahl: 30 Punkte

    • leichte Demenz 20 – 26 Punkte
    • mittelschwere Demenz 10 – 19 Punkte
    • schwere Demenz 0 – 9 Punkte

    Demenz-Detektion Test (DemTect)

    Maximale Gesamtpunktzahl: 18 Punkte

    • altersgemäße kognitive Leistung 13 – 18 Punkte
    • leichte kognitive Beeinträchtigung 9 – 12 Punkte
    • Demenzverdacht 0 – 8 Punkte
    • Consortium to Establish a Registry for Alzheimer’s Disease (CERAD-plus)
    • Nürnberger Altersinventar (NAI)
    • Assessment of Neuropsychological Status (RBANS)
    • Alzheimer`s Disease Assessment Scale-cognitive subscale (ADAS-cog)

    Kurzes und fokussiertes Untersuchen von:

    • Gedächtnis (3 Begriffe merken)
    • Uhrentest
    • Gliedmaßenpraxie (Sehr kurz!)
    • Bewegungsstörungen/Parkinsonoid
    • Hirnnerven: Nur Okulomotorik, v.a. vertikale Blickparesen
    • Inkontinenz
    • Stand/Gang
    • Psychiatrische Symptome, v.a. inhaltliche Denkstörungen
    • Appellativer Charakter der Symptome mit Ablenkbarkeit und Fluktuation
    • Blutbild
    • Elektrolyte (Na, K, Ca)
    • GOT
    • Gamma-GT
    • Kreatinin
    • Harnstoff
    • CRP
    • TSH
    • Vitamin B12
    • eGFR
    1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
    2. Projekt-Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch der drei Berufsverbände der Fächer Neurologie, Psychiatrie und Nervenheilkunde (BDN/BVDP/BVDN). Februar 2025.
  • Screening auf Symptome einer Depression1,2

    • Siehe Anamnese, z.B. Hinweise auf affektive Störungen

    Hinweis: Die angegebenen Score-Bereiche sind orientierend zu interpretieren. Insbesondere leichte kognitive Störungen (MCI), leichte Demenzen oder Depressionen bedürfen immer eine klinische Bewertung in der Gesamtschau.

    Beck-Depressions-Inventar-Version II (BDI-II)

    21 Items, 0-63 Punkte: 1

    • Keine Depression bzw. klinisch unauffällig oder remittiert <14 Punkte
    • leichtes depressives Syndrom 14-19 Punkte
    • mittelgradiges depressives Syndrom 20-28 Punkte
    • schweres depressives Syndrom 29-63 Punkte

    Geriatrische Depressionsskala (GDS)

    15 Items, Score 0–15: 1

    Erfassung möglicher konkurrierender somatischer Erkrankungen1,2

    • Blutbild
    • Elektrolyte (Na, K, Ca)
    • GOT
    • Gamma-GT
    • Kreatinin
    • Harnstoff
    • CRP
    • TSH
    • Vitamin B12
    • eGFR

    CRP: C-reaktives Protein; eGFR: Geschätzte glomeruläre Filtrationsrate; GOT: Glutamat-Oxalacetat-Transaminase; GT: Gamma-Glutamyltransferase; TSH: Thyroidea stimulierendes Hormon.

    Strukturelle Bildgebung1

    Fragestellungen für die strukturelle Bildgebung:

    • Fokussierte Atrophie (idealerweise quantifiziert nach Scheltens-Skala)1,3,4
    • Ausmaß vaskulärer Läsionen (idealerweise quantifiziert, z.B. nach Fazekas)5,6
    • Ausschluss raumfordernder, ischämischer oder anderen Ursachen.

    Vorschlag: Diagnostische MRT-Sequenzen mit Fragestellungen.

    MRT-Sequenz und SchnittebeneIdentifizierbare Neurodegenerationsmuster
    sagittale oder coronare MPRAGEfokale Atrophiemuster
    sagittale oder coronare 3D FLAIRAusmaß vaskuläre Läsionen
    SWI oder T2*Mikroblutungen/Amyloidangiopathie?

    FLAIR: Fluid Attenuated Inversion Recovery; MPRAGE: Magnetization Prepared Rapid Acquisition with Gradient Echo; SWI: Susceptibility weighted imaging.

    Das MRT ist deutlich sensitiver als cCT, insbesondere bzgl. behandelbarer Ursachen. Das cCT ist eine Alternative bei fehlender MRT-Fähigkeit.

    1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
    2. Projekt-Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch der drei Berufsverbände der Fächer Neurologie, Psychiatrie und Nervenheilkunde (BDN/BVDP/BVDN). Februar 2025.
    3. Scheltens P, Leys D, Barkhof F, et al. Atrophy of medial temporal lobes on MRI in „probable“ Alzheimer’s disease and normal ageing: diagnostic value and neuropsychological correlates. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1992;55(10):967-972. doi:10.1136/jnnp.55.10.967.
    4. Gaillard F, PANTAZI E, Knipe H, et al. Medial temporal lobe atrophy score. Reference article, Radiopaedia.org (Accessed on 27 Feb 2025) https://doi.org/10.53347/rID-28451.
    5. Fazekas F, Chawluk JB, Alavi A, Hurtig HI, Zimmerman RA. MR signal abnormalities at 1.5 T in Alzheimer’s dementia and normal aging. AJR Am J Roentgenol. 1987;149(2):351-356. doi:10.2214/ajr.149.2.351.
    6. Gaillard F, Deng F, Yasin W, et al. Fazekas scale for white matter lesions. Reference article, Radiopaedia.org (Accessed on 27 Feb 2025) https://doi.org/10.53347/rID-28447.
  • Liquordiagnostik

    Die Liquordiagnostik grenzt nicht primäre neurodegenerative Erkrankungen als Ursache einer kognitiven Störung (z.B. entzündliche Gehirnerkrankungen) ab und ist zur Bestätigung einer zugrundeliegenden Alzheimer-Pathologie notwendig.1

    • Liquor-Basisdiagnostik (immer durchführen!)

    Bestimmung der Biomarker Amyloid β42, Gesamt-Tau und pTau*

    • Ratio Amyloid β42/40
    • Ratio pTau/Amyloid β42

    ODER

    • Gesamt-Tau/Amyloidβ42

    *Eine Alzheimer-Pathologie ist durch ein niedriges Amyloid β42 oder Amyloid β42/40-Ratio, bzw. durch einen hohem gesamt-Tau oder pTau charakterisiert. pTau: phospho-Tau

    Blutbasierte Biomarker

    Die Datenlage für die blutbasierten Biomarker zur Alzheimerdiagnostik ist sehr valide. Sie können in Zukunft eine nicht-invasive und breitflächig einsetzbare Diagnostik ermöglichen. Aktuell wird die Bestimmung einiger blutbasierter Biomarker (phosphorylierte Tau-Proteine und Amyloid-Werte) schon angeboten, allerdings mit nicht validen Cut-Off-Werten und ohne CE-Zertifikat, eine Kostenübernahme der Versicherungsträger erfolgt nicht.
    Die Diagnose der Alzheimererkrankung alleine basierend auf blutbasierten Biomarkern wird aktuell nicht empfohlen.1 Die Interpretation der Ergebnisse ist komplex und muss durch einen Spezialisten erfolgen.

    Molekulare Bildgebungsverfahren

    Molekulare Bildgebungsverfahren zur Erkennung oder zum Ausschluss einer Alzheimer-Pathologie kommen zum Einsatz, wenn eine Lumbalpunktion kontraindiziert ist oder bei spezifischen Fragestellungen. Die Methoden sind teuer, aufwendig und werden in der Regel im Klinikalltag nicht refinanziert.2 Zur Diskussion stehen folgende Methoden:1,2

    Sehr sensitive, aber teure und aufwendige Methoden. Aktuell nicht für den Klinikalltag geeignet. Eine Kostenübernahme der Versicherungsträger erfolgt nicht.

    • Amyloid-PET: Eine Anwendung kann erfolgen, wenn keine Liquordiagnostik möglich ist.
    • Tau-PET: Kann bei unklarer Diagnostik zur Erkennung oder zum Ausschluss einer fortgeschrittenen Alzheimer-typischen Tau-Pathologie angewendet werden.
    • Fluordesoxyglucose Positronenemissionstomographie (FDG-PET)
    • Hexamethyl-Propylenamin-Oxim-Single-Photon-Emission-Computed-Tomographie (HMPAO-SPECT)

    Diese Bildgebungsverfahren sind für die Diagnose einer Alzheimer Erkrankung nicht geeignet.

    • Das FDG-PET eignet sich für differentialdiagnostische Abklärungen, wenn eine Diagnose Alzheimer nicht bestätigt werden kann.1,2
    • Das HMPAO-SPECT ist ungenau und sollte nur bei fehlender Verfügbarkeit eines FDG-PETs angewendet werden.1,2

    Weitere molekulare Bildgebungsverfahren sind in Entwicklung und noch nicht für den Klinikalltag etabliert.

    1. DDGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
    2. Projekt-Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch der drei Berufsverbände der Fächer Neurologie, Psychiatrie und Nervenheilkunde (BDN/BVDP/BVDN). Februar 2025.

Die schematische Darstellung zur Diagnostik einer Alzheimer-Erkrankung finden Sie in separaten Kapitel.

Wir gehen heute davon aus, dass die Alzheimer-Erkrankung kontinuierlich fortschreitet und dass die klinische Manifestation einer Alzheimer-Erkrankung als Kontinuum von den Vorstadien der Demenz angesehen wird.1,2 Charakteristische neuropathologische Veränderungen können festgestellt werden bevor klinische Symptome auftreten. Kognitive Einschränkungen sind gegebenenfalls früh subjektiv wahrnehmbar aber erst zu einem späteren Zeitpunkt objektivierbar. Objektivierbare klinische Symptome manifestieren sich erstmals im Stadium der leichten kognitiven Störungen (mild cognitive impairment, MCI) aufgrund der Alzheimer-Erkrankung. Im MCI-Stadium sind Betroffene noch weitgehend selbstständig. Der Übergang zu einer Demenz ist fließend und hängt unter anderem von der Beurteilung der Alltagskompetenzen ab. Wird eine Demenz diagnostiziert, wird zwischen leichter, mittelschwerer und schwerer Alzheimer-Demenz unterschieden. Bislang wurde die Alzheimer-Krankheit häufig erst im Stadium der Demenz basierend auf einem typischen klinischen Syndrom und nach Ausschluss anderer Demenzursachen diagnostiziert. Gemäss den aktuellen S3 Leitlinien Demenzen soll heute eine Diagnose «zeitgerecht» erfolgen, darin verstehen die Experten nicht grundsätzlich, aber häufig eine Diagnose im frühen Krankheitsstadium.3

  1. Porsteinsson AP, et al.J Prev Alzheimers Dis. 2021;8(3):371-386. doi:10.14283/jpad.2021.23.
  2. Jessen F et al. Dtsch Arztebl 2023; 120: A-816 / B-696.
  3. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.

Kurzzusammenfassungen zu den erwähnten Methoden

Folgende Texte liefern weiterführende Informationen zu den erwähnten Methoden. Die kognitiven Tests befinden sich im Kapitel Skalen und Scores, die anderen erscheinen als Unterkapitel bei den einzelnen Diagnose-Schritten.

Ausführliche Texte, Informationen und Links finden im separaten Kapitel «Skalen and Scores»

Die strukturelle Bildgebung dient in der ätiologischen Differenzialdiagnose zur Darstellung und Beurteilung

  • von regionaler fokkussierter Atrophie, inklusive des medialen Temporallappens (idealerweise quantifiziert nach Scheltens-Skala1-3)
  • des Ausmaßes vaskulärer Läsionen (idealerweise quantifiziert, z.B. nach Fazekas4,5)
  • und dem Ausschluss raumfordernder, ischämischer oder anderen Ursachen.1

In den S3 Leitlinien Demenzen ist der Empfehlungsgrad für die Durchführung von struktureller Bildgebung stark (⇑⇑); die Evidenz für Spezifität, Sensitivität bzgl. Alzheimer-Pathologie wurde als hoch (⊕⊕⊕⊕) beurteilt.1 Die Quantifizierung der fokussierten Atrophie nach Scheltens wurde als Vorschlag (⇑) formuliert und die zugrundeliegende Evidenz für Spezifität, Sensitivität bzgl. Alzheimer-Pathologie als moderat (⊕⊕⊕⊝) beurteilt.1

Eine Magnettomographie (MRT) wird im Vergleich zu einer cranialen Computertomographie (cCT) bevorzugt, weil die MRT sensitiver für relevante Befunde im Rahmen der ätiologischen Demenzdiagnostik, insbesondere in Bezug auf vaskuläre Läsionen ist. In den S3 Leitlinien Demenzen wurde diese Empfehlung aufgrund der Evidenzbeurteilung als Vorschlag (⇑) formuliert.1 Die MRT ist nicht mit einem erhöhten Schadensrisiko im Vergleich zur cCT verbunden.1

Vorschläge zu den in den S3 Leitlinien Demenzen empfohlenen diagnostische MRT-Sequenzen und Schnittebenen befinden sich in der entsprechenden Checkliste Diagnostik.

Ein automatisierte Analyseverfahren für die strukturelle MRT als einzige Methode ohne radiologisch visuelle Befundung ist im Rahmen der Demenzdiagnostik nicht empfohlen.1 Automatisierte Analyseverfahren sind nur begrenzt verfügbar, häufig nicht validiert und es existiert kein etablierter Standard.1

  1. DGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.
  2. Scheltens P, Leys D, Barkhof F, et al. Atrophy of medial temporal lobes on MRI in „probable“ Alzheimer’s disease and normal ageing: diagnostic value and neuropsychological correlates. J Neurol Neurosurg Psychiatry. 1992;55(10):967-972. doi:10.1136/jnnp.55.10.967.
  3. Gaillard F, PANTAZI E, Knipe H, et al. Medial temporal lobe atrophy score. Reference article, Radiopaedia.org (Accessed on 27 Feb 2025) https://doi.org/10.53347/rID-28451.
  4. Fazekas F, Chawluk JB, Alavi A, Hurtig HI, Zimmerman RA. MR signal abnormalities at 1.5 T in Alzheimer’s dementia and normal aging. AJR Am J Roentgenol. 1987;149(2):351-356. doi:10.2214/ajr.149.2.351.
  5. Gaillard F, Deng F, Yasin W, et al. Fazekas scale for white matter lesions. Reference article, Radiopaedia.org (Accessed on 27 Feb 2025) https://doi.org/10.53347/rID-28447.

Die Liquordiagnostik dient der Erkennung möglicher nicht primärer Demenzerkrankungen als Ursache einer kognitiven Störung (z. B. entzündliche Gehirnerkrankungen) und zur Bestätigung oder zum Ausschluss der Alzheimer-Pathologie.1 Eine Demenz aufgrund von Alzheimer kann mit dem Nachweis von Amyloid und Tau im Liquor von anderen Demenzen (z.B. frontotemporaler Demenz, vaskulärer kognitiver Störung/Demenz) unterschieden werden.

Etabliert sind die drei Biomarker Amyloid β42, Gesamt-Tau und phospho-Tau (pTau). Ihnen wurde in den S3 Leitlinien Demenzen je eine hohe Evidenz für Sensitivität und Spezifität bezüglich der Alzheimer Pathologie (⊕⊕⊕⊕); für die Abgrenzung zu anderen Demenzen (⊕⊕⊕⊕) sowie einen hohen diagnostischen Nutzen (Änderung der Diagnose, Diagnosesicherheit, Patientenmanagement) (⊕⊕⊕⊕) attestiert.1

Amyloid- und Tau-Biomarker sollen bevorzugt als Ratio (im Vergleich zu einzelnen Biomarkern) evaluiert werden. Zur Feststellung der Amyloid Pathologie sollen folgende Ratio im Liquor bestimmt werden:1

  • Ratio Aβ42/40a
  • Ratio pTau/Aβ42 ODER Gesamt_Tau/Aβ42b

aEmpfehlungsgrad: ; Evidenz für Sensitivität, Spezifität bzgl. Alzheimer-Pathologie, Amyloid Pathologie: Moderat ⊕⊕⊕⊝, Evidenz für Abgrenzung zu anderen Demenzen: Moderat ⊕⊕⊕⊝.

bEmpfehlungsgrad: ; Evidenz für Sensitivität, Spezifität bzgl. Alzheimer-Pathologie, Amyloid Pathologie/Abgrenzung zu anderen Demenzen: Moderat ⊕⊕⊕⊝.

Für die Prognostik in Bezug auf Demenz bei leichter kognitiver Störung (MCI) gilt, dass

  • bei unauffälligem Biomarkerstatus das Risiko für eine Demenz in den kommenden Jahren bei ca. 10% oder weniger liegt,
  • bei Nachweis von Amyloid-Pathologie und pathologischen pTau-Werten im Liquor das Risiko für eine Demenz bei > 90% innerhalb von 5 Jahren liegt.1
  • Vor der Durchführung einer Liquordiagnostik bei Demenz sollen die Parameter des Liquorgrundprofils bestimmt werden,
  • Bitte beachten, dass die jeweiligen Vorgaben zur Abnahme, Verarbeitung, Lagerung und Versand des Liquors (Präanalytik) eingehalten werden müssen, um verlässliche Messungen zu erhalten.
  • Eine Abstimmung mit dem Labor, in dem die Liquormessungen durchgeführt werden, wird empfohlen.
  • Für die Bestimmung eines Biomarker-Ratio im Vergleich zu einzelnen Markern ist keine zusätzliche Abnahme von Liquor notwendig.

Blutbasierte Biomarker

Die Datenlage für die blutbasierten Biomarker zur Alzheimerdiagnostik ist sehr valide.1 Sie können in Zukunft eine nicht-invasive und breitflächig einsetzbare Diagnostik ermöglichen. Aktuell wird die Bestimmung einiger blutbasierter Biomarker (phosphorylierte Tau-Proteine und Amyloid-Werte) schon angeboten, allerdings mit nicht validen Cut-Off-Werten und ohne CE-Zertifikat, eine Kostenübernahme der Versicherungsträger erfolgt nicht.1 Zudem ist die Interpretation der Ergebnisse komplex und muss durch einen Spezialisten erfolgen.

Die S3 Leitlinien Demenzen sind aktuell stark dagegen (⇓⇓) die Diagnostik von zerebraler Amyloidpathologie oder anderen neuropathologischen Aspekten neurodegenerativer Erkrankungen alleine auf blutbasierte Biomarker zu gründen.1 Die zugrundeliegende Evidenz für Spezifität und Sensitivität bzgl. Alzheimer-Pathologie von blutbasierten Biomarkern wurde als moderat (⊕⊕⊕⊝) beurteilt. Ebenso wurden die Abgrenzung zu anderen Demenzen sowie der diagnostische und klinische Nutzen (Änderung der Diagnose, Diagnosesicherheit, Patientenmanagement) von diesen blutbasierten Biomarkern jeweils als moderat (⊕⊕⊕⊝) beurteilt.1

  1. DDGN e. V. & DGPPN e. V. (Hrsg.) S3-Leitlinie Demenzen, Version 5.0, 28.02.2025, verfügbar unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/038-013, Zugriff am 13.03.2025.

Verantwortliche für das Kapitel:

  • Prof. Dr. med. Thomas Duning
  • Prof. Dr. med. Martin Südmeyer

Redaktion:

  • Dr. Martina B. Sintzel