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DONANEMAB
Die Kurzbeschreibung fasst die Angaben der Fachinformationen zusammen.
Name des Produkts1
- KISUNLA (350 mg Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung)
Zulassung
Die EU-Kommission erteilt Donanemab am 25. September 2025 mit folgenden Auflagen die Zulassung:
- Die Applikation von Donanemab ist nur im Rahmen eines „Controlled Access Programs (CAP)“ in akkreditierten Zentren möglich. Diese Zentren sind erfahren in Diagnose und Behandlung der Alzheimer-Krankheit, haben Zugang zum MRT und verfügen über qualifiziertes medizinisches Fachpersonal für die Infusion.
- Alle Patienten müssen vor Therapiestart anonymisiert in einem elektronischen Registrierungssystem dokumentiert werden.
- Patienten, die mit Donanemab behandelt werden, müssen einen Patientenpass erhalten und über die Risiken von Donanemab informiert werden.
Indikation1
- Erwachsene mit einer leichten kognitiven Störung oder leichten Demenz durch eine Alzheimer-Krankheit mit nachgewiesener Alzheimer-Pathologie (via Liquor oder PET). Patienten müssen ApoE ε4-Nichtträger oder heterozygote ApoE ε4-Träger sein (Bestimmung mit validiertem Test vor Therapiebeginn).
Kontraindikationen1
- Aktuelles cMRT (nicht älter als 6 Monate)
- Hinweise auf frühere intrazerebrale Hämorrhagien
- Hinweise auf cerebrale Amyloidangiopathie (CAA), u. a.:
- > 4 Mikroblutungen (Ø ≤ 1 cm)
- ≥ 1 superfizielle Siderose
- ≥ 1 vasogenes Ödem
- Schwere Erkrankung der weißen Substanz (Fazekas 3)
- Therapie mit Antikoagulanzien
- Patienten mit nicht adäquat kontrollierten Blutungsstörungen
- Patienten mit schlecht eingestellter Hypertonie
- ApoE ε4-Homozygotie
- Gegebenheiten, die keine MRT-Beurteilung zulassen
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels
Vorsicht bei Verabreichung von Antithrombotika1
Das Risiko für intrazerebrale Hämorrhagien kann erhöht sein.
- Antikoagulanzien sind kontraindiziert.1
- Die Anwendung von Thrombolytika ist zu vermeiden, außer bei unmittelbar lebensbedrohlichen Indikationen ohne alternative Therapie.1
- Die gleichzeitige Anwendung von Thrombozytenaggregationshemmer ist zulässig.1
- Die duale Thrombozytenaggregationshemmung ist keine absolute Kontraindikation aber eine Nutzen-Risiko Abwägung.2
Dosierung1
Donanemab
Infusion alle 4 Woche. Aufsteigende Dosierung: 350 mg – 700 mg – 1050 mg, danach jeweils 1400 mg Erhaltungsdosis.
Infusion und Infusionsmonitoring1
- Die Verabreichung der Infusionslösung dauert mindestens 30 Minuten.
- Nach der Infusion ist der Patient mindestens 30 Minuten lang auf Anzeichen und Symptome infusionsbedingter Reaktionen zu überwachen.
ARIA1
- Donanemab kann ARIA auslösen (ARIA = Amyloid Related Imaging Abnormalities)
- ARIA treten in der Regel früh in der Behandlung auf.
- ARIA verlaufen üblicherweise asymptomatisch, mögliche Symptome umfassen Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Übelkeit, Erbrechen, Gang/Standunsicherheit, Schwindelgefühl, Tremor, Sehstörungen, Sprachstörungen, Verschlechterung der kognitiven Funktion, Bewusstseinsveränderungen und epileptische Anfälle. Darüber hinaus können fokale neurologische Defizite auftreten.
- Empfehlungen für Monitoring von ARIA und Maßnahmen bei Patienten mit ARIA sind im Folgenden zusammengefasst.
Klinische Hinweise auf ARIA1
- Exploration hinsichtlich neu aufgetretener fokal-neurologischer Symptome.2 ARIA können zudem fokal-neurologischer Symptome verursachen, ähnlich wie bei einem ischämischen Schlaganfall.1
MRT-Monitoring1
- MRT vor Behandlungsbeginn, nicht älter als 6 Monate.
- MRT vor der 2., 3., 4. und 7. Infusion (3D T1, T2* und/oder SWI, 3D-FLAIR, DWI).
- Bei Patienten mit ARIA-Risikofaktoren (ApoE-ε4-Heterozygotie, frühere ARIA-Ereignisse), zusätzliche MRT vor der 12. Infusion.
- Bei ARIA-Symptomen sind eine klinische Beurteilung und eine MRT durchzuführen.
ARIA-Klassifizierung und Vorgehen bei Hinweisen auf ARIA1
MRT-Klassifizierung des radiographischen Schweregradesa,1
ARIA-E (MRT-Sequenz: FLAIR, T1, DWI)
Leicht
FLAIR-Hyperintensität, beschränkt auf Sulcus und/oder kortikale/subkortikale weiße Substanz in einem Areal
< 5 cm.Moderat
FLAIR-Hyperintensität, 5 bis 10 cm in der größten Einzeldimension oder mehr als 1 betroffenes Areal, jeweils < 10 cm.
Schwer
FLAIR-Hyperintensität, >10 cm mit assoziierter gyraler Schwellung und verstrichenen Sulci. Es können ≥ 1 separate/ unabhängige betroffene Areale beteiligt sein.
ARIA-H / Mikrohämorrhagie (MRT-Sequenzen: T2* und/oder SWI)
Leicht
≤ 4 neue Mikrohämorrhagien.
Moderat
5-9 neue Mikrohämorrhagien.
Schwer
≥ 10 neue Mikrohämorrhagien.
ARIA-H / superfizielle Siderose (MRT-Sequenzen: T2* und/oder SWI)
Leicht
1 neues oder vergrößertes Areal der superfiziellen Siderose.
Moderat
2 neue oder vergrößerte Areale der superfiziellen Siderose.
Schwer
> 2 neue oder vergrößerte Areale der superfiziellen Siderose.
Vorgehen bei Hinweisen auf ARIA (gilt gleichermaßen für ARIA-E und ARIA-H)1
Asymptomatische ARIA
MRT
Leichter SchweregradUnterbrechung der Therapie erwägen.
MRT
Moderater SchweregradTherapie unterbrechen.
MRT
Schwerer SchweregradTherapie abbrechen.
Symptomatische ARIA
MRT
Leichter SchweregradTherapie unterbrechen.
MRT
Moderater SchweregradTherapie unterbrechen.
MRT
Schwerer SchweregradTherapie abbrechen.
Donanemab muss zudem nach intrazerebraler Blutung > 1 cm, wiederkehrenden symptomatischen oder wiederkehrenden moderaten bis schweren ARIA abgebrochen werden.
Dauer der Therapie1
- Die Behandlung sollte so lange fortgesetzt werden, bis die Amyloid-Plaques entfernt sind, z. B. bis zu 6 oder 12 Monate (Bestätigung mit einem validierten Test).1
- In der Zulassungsstudie erreichten 32,5% nach 6 Monaten und 69,5% der Donanemab-Patienten nach 12 Monaten eine Amyloid-Plaques Entfernung (definiert als < 24,1 Centiloids).1
- Aufgrund der limitierten Verfügbarkeit eines validierten Tests in Deutschland wird die Therapie i.d.R. in der Praxis 18 Monate appliziert.2
- Die maximale Behandlungsdauer beträgt 18 Monate.1
- Bei Erreichen einer mittelschweren Alzheimer-Demenz wird empfohlen, die Therapie zu beenden.2
Weiterführende Informationen zu Donanemab
Donanemab (Kisunla®) ist ein rekombinanter, humanisierter monoklonaler Antikörper der Immunglobulinklasse G1 (IgG1) (monoclonal antibody, mAb). Der Antikörper bindet an N3pE-Aβ und unterstützt die Amyloid-Plaques-Entfernung durch Mikroglia-vermittelte Phagozytose.1
Indiziert ist die Therapie für die Behandlung erwachsener Patienten mit einer klinischen Diagnose einer leichten kognitiven Störung und leichter Demenz aufgrund der Alzheimer-Krankheit mit nachgewiesener Alzheimer-Pathologie (via Liquor oder PET). Patienten müssen Apolipoprotein E ε4 (ApoE ε4)-Heterozygoten oder Nicht-Träger sein. Die Kontraindikationen für Donanemab sind in der Checkliste gelistet.1
Die Behandlung sollte so lange fortgesetzt werden, bis die Amyloid-Plaques entfernt sind (Bestätigung mit einem validierten Test), die maximale Behandlungsdauer beträgt 18 Monate (gilt in jedem Fall).1
Zusammenfassung der Zulassungsstudie
Studiendesign
Die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Donanemab wurde in einer doppelblinden, placebo-kontrollierten, 18-Monate dauernde Phase 3 Studie TRAILBLAZER-ALZ 2 untersucht.2 In diese Studie wurden 1736 Patienten im Alter von 60–85 Jahre mit leichter kognitiver Beeinträchtigung oder leichter Alzheimerdemenz, einer im PET-Scan nachgewiesenen Amyloid-Pathologie und niedriger/mittlerer oder hoher Tau-Pathologie eingeschlossen. Zudem hatten die Patienten beim Screening einen Mini-Mental State Examination (MMSE-) Score von 20–28 und sie wiesen seit mindestens 6 Monaten eine progressive Veränderung der Gedächtnisfunktion auf.
Die Patienten erhielten nach 1:1-Randomisierung entweder Donanemab intravenös (700 mg für die ersten 3 Dosen, gefolgt von 1400 mg) alle 4 Wochen oder entsprechende Placebo-Infusionen für bis zu 72 Wochen. Der primäre Endpunkt war die Veränderung des Scores der integrierten Alzheimer‘s Disease Rating Scale (iADRS) nach 76 Wochen. Die iADRS ist eine integrierte Skala zur Bewertung von Kognition und Alltagsfunktion, die aus Punkten der Alzheimer’s Disease Assessment Scale-Cognitive subscale (ADAS-Cog13: Score-Bereich 0 – 85) und der Alzheimer’s Disease Cooperative Study – instrumental Activities of Daily Living scale (ADCS-iADL: Score-Bereich 0 – 59) besteht und die Kernbereiche des klinischen Kontinuums der Alzheimer-Krankheit misst. Die Gesamtpunktzahl reicht von 0 bis 144, wobei niedrigere Werte eine schlechtere kognitive und funktionelle Leistung widerspiegeln. Weitere Wirksamkeitsendpunkte waren die Clinical Dementia Rating Scale – Sum of Boxes (CDR-SB), ADAS-Cog13 und ADCS-iADL. Ferner wurden Amyloid- und Tau-Messungen in der PET durchgeführt.
Resultate
Von den 1736 randomisierten Teilnehmern (Durchschnittsalter 73 Jahre) schlossen 1320 (76 %) die Studie ab. Von den 24 evaluierten Studienendpunkten erreichten 23 ein statistisch signifikantes Ergebnis zugunsten einer Behandlung mit Donanemab.2 Für dieStudienresultate der gesamten Studienkohorte verweisen wir auf die Originalpublikation.2
Die folgenden Resultate beziehen sich auf die per EMA-Zulassung indizierte Population (ApoE ε4-Heterozygoten oder Nicht-Träger). Gemäß Fachinformation sind das 717 Patienten in der Donanemab und 730 in der Placebo-Gruppe (total 1447 Patienten).1 Der Effekt war in der gesamten Studienpopulation und in der auf die indizierte Population beschränkten Patientengruppe ähnlich:1
- Der mittlere iADRS-Score war bei Studienbeginn in beiden Gruppen der indizierten Population ähnlich (104 und 103). Die Veränderung des iADRS-Score nach 18 Monaten gegenüber dem Ausgangswert betrug -10,82 in der Donanemab-Gruppe und -13,47 in der Placebo-Gruppe (Differenz: 2,65; 95 % Konfidenzintervall [CI]: 1,04 bis 4,26).1 Beim CDR-SB Score betrug die Differenz –0,69 (95 % CI, -0,95 bis -0,43), beim ADAS-Cog13 -1,35 (95% CI, -2,19 bis -0,51) und beim ADCS-iADL1,46 (95% CI, 0,50 bis 2,42) zugunsten von Donanemab gegenüber Placebo.1
- Die häufigsten Nebenwirkungen von Donanemab waren in der indizierten Population die Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien mit Ödemen/Effusionen (ARIA-E) (20,6 %), ARIA mit Hämosiderinablagerungen/Hämorraghen (ARIA-H) (27,6 %) und Kopfschmerzen (14,6 %).1 ARIA und infusionsbedingte Reaktionen werden in Kommentaren unter Monitoring und Applikation detaillierter besprochen.
In einer weiteren zulassungsrelevanten Studie (TRAILBLAZER-ALZ 6) konnte gezeigt werden, dass das Risiko für ARIA-E durch die empfohlene, langsame Aufdosierung (350/700/1050 mg, gefolgt von 1400 mg alle 4 Wochen) signifikant reduziert werden kann (-41% in Woche 24).1
Voraussetzungen zur Anwendung von Donanemab (Kisunla™)
Die Applikation von Donanemab ist nur im Rahmen eines „Controlled Access Programs (CAP)“ in akkreditierten Zentren möglich.
Vor der Behandlung
- Bestätigung der Amyloid-beta (Aβ)-Pathologie. Die Bestätigung erfolgt durch eine Liquor-Analyse (CSF), eine Amyloid-Positronen-Emissions-Tomographie (PET) oder eine gleichwertige validierte Methode.1
- Bestimmung des ApoE ε4-Status mittels validierten Tests vor Therapiebeginn um das Risiko der Entwicklung von ARIA zu ermitteln. Vor der Testung sollten die Patienten angemessen beraten werden und ihre Zustimmung erteilen.1
Mit Donanemab behandelte Patienten müssen einen Patientenpass erhalten und über die Risiken von Donanemab informiert werden.1.
Dosierung und Infusion1
Donanemab wird als Infusion alle 4 Wochen verabreicht. Das Medikament ist in Durchstechflaschen (350 mg Donanemab in 20 ml = 17,5 mg/ml) verfügbar und wird vor der Infusion in 0,9%iger Natriumchlorid (NaCl) Injektionslösung wie folgt verdünnt:
1. Infusion (Therapiebeginn)
350 mg
Inhalt von 1 Durchstechflasche Donanemab verdünnt in 15 bis 67,5 ml NaCl 0,9% Injektionslösung
Endvolumen: 35 bis 87,5 ml
Endkonzentration: 4 mg/ml bis 10 mg/ml
2. Infusion
(Woche 4)
700 mg
Inhalt von 2 Durchstechflaschen Donanemab verdünnt in 30 bis 135 ml NaCl 0,9% Injektionslösung
Endvolumen: 70 bis 175 ml
Endkonzentration: 4 mg/ml bis 10 mg/ml
3. Infusion
(Woche 8)
1050 mg
Inhalt von 3 Durchstechflaschen Donanemab verdünnt in 45 bis 202,5 ml NaCl 0,9% Injektionslösung
Endvolumen: 105 bis 262,5 ml
Endkonzentration: 4 mg/ml bis 10 mg/ml
Ab der 4. Infusion (ab Woche 12*)
1400 mg
Inhalt von 4 Durchstechflaschen Donanemab verdünnt in 60 bis 270 ml NaCl 0,9% Injektionslösung
Endvolumen: 140 bis 350 ml
Endkonzentration: 4 mg/ml bis 10 mg/ml
*Die Behandlung sollte so lange fortgesetzt werden, bis die Amyloid-Plaques entfernt sind (Bestätigung mit einem validierten Test). Die maximale Behandlungsdauer beträgt 18 Monate.
Verabreichung der Infusionslösung1
- Die verdünnte Lösung ist über einen Zeitraum von mindestens 30 Minuten zu verabreichen. Am Ende der Infusion die Infusionsleitung mit 0,9%iger NaCl Injektionslösung spülen, um sicherzustellen, dass das gesamte Donanemab verabreicht wird.
- Patienten müssen während der Infusion und für mindestens 30 Minuten nach der Infusion auf Anzeichen oder Symptome einer infusionsbedingten Reaktion überwacht werden.
Kommentar
Infusionsbedingte Reaktionen in den Trailblazer-ALZ Studien
In der Phase 3 Studie (TRAILBLAZER-ALZ 2) wurden in der indizierten Population infusionsbedingte Reaktionen von 8,3 % der Teilnehmer in der Donanemab-Gruppe gemeldet (versus 0,4 % in der Placebo-Gruppe).1 Die meisten infusionsbedingten Reaktionen waren leicht bis mittelschwer und traten innerhalb der ersten 4 Infusionen und während oder innerhalb von 30 Minuten nach Ende der Infusion auf.1,2 Schwerwiegende Infusionsreaktionen oder Überempfindlichkeiten traten bei 0,4 % der mit Donanemab behandelten Patienten auf, verglichen mit 0,1 % unter Placebo. Anaphylaktische Reaktionen wurden gelegentlich berichtet (0,4 %, 3 Patienten).1
Zu Therapieabbrüchen bei mit Donanemab behandelten Patienten kam es durch infusionsbedingte Reaktionen (3,5 %), durch Überempfindlichkeit (0,6 %) und durch anaphylaktische Reaktion (0,4 %), wobei in der Placebogruppe keine Abbrüche aufgrund dieser Ereignisse stattfanden.1
Bei knapp der Hälfte der Patienten (46,9 %) kam es nach vorheriger Infusionsreaktion zu weiteren infusions-bedingten Reaktionen bei einer erneuten Verabreichung der Therapie.1
Pharmakokinetik
Nieren- und Leberfunktionsstörungen hatten keinen relevanten Einfluss auf die Pharmakokinetik von Donanemab und es gibt keine Hinweise, dass Alter, Geschlecht oder Ethnie die Pharmakokinetik von Donanemab relevant beeinflussen.1
Monitoring und Maßnahmen unter Therapie
Überprüfung des Stadiums der Demenz
Donanemab ist indiziert für die Behandlung einer leichten kognitiven Störung oder leichten Demenz durch eine Alzheimer-Krankheit. Die maximale Behandlungsdauer beträgt 18 Monate. Falls der Patient eine mittelschwere Alzheimer-Demenz entwickelt, ist in Erwägung zu ziehen die Therapie früher abzusetzen.1
ARIA-Monitoring
Patienten, die mit Donanemab behandelt werden, können amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) wie ARIA mit Ödemen/Effusionen (ARIA-E) und ARIA mit Hämosiderinablagerungen/Hämorraghe (ARIA-H) entwickeln. Sie müssen entsprechend sorgfältig mittels Kernspintomographie (MRT) und klinisch überwacht werden.
Die Angaben zum klinischen und MRT-Monitoring bzw. zur MRT-Klassifizierung des radiographischen Schweregrades und zum Vorgehen bei Hinweisen auf ARIA sind in der Checkliste zusammengefasst1
Wichtige Hinweise1:
- Die Wiederaufnahme der Therapie nach Auflösung (ARIA-E) bzw. Stabilisierung (ARIA-H) von ARIA sollte sich an der klinischen Beurteilung bzw. einer erneuten Bewertung von Risikofaktoren orientieren.
- Nach einem ersten Auftreten von ARIA-E kommt es bei Wiederaufnahme der Behandlung mit Donanemab häufig zu einem erneuten Auftreten von ARIA-E.
- Nach wiederkehrenden symptomatischen oder radiographisch moderaten oder schweren ARIA-Ereignissen sollte die Therapie dauerhaft abgesetzt werden.
- Bei ARIA-E kann eine unterstützende Behandlung, einschließlich Corticosteroide, in Betracht gezogen werden. Allerdings ist die Wirksamkeit einer Behandlung mit Corticosteroiden nicht erwiesen.
Kommentar
Inzidenz und Klassifizierung von ARIA in der Trailblazer-ALZ 2 Studie (indizierte Population)1
Die indizierte Population der Trailblazer-ALZ 2 (ApoE ε4-Heterozygoten oder Nicht-Träger) umfasste 710 Patienten, die mit Donanemab und 728 Patienten, die mit Placebo behandelt wurden.
ARIA-E: ARIA-E traten bei 20,6 % (146/710) der Patienten unter Donanemab und bei 1,8 % (13/728) der Patienten unter Placebo auf. Die meisten ARIA-E mit Donanemab wurden, basierend auf MRT-Kriterien, als leicht bis mittelschwer klassifiziert, waren asymptomatisch und traten in den ersten 24 Wochen der Behandlungsperiode auf. Bei 1,4 % (10/710) der Patienten wurde der maximale radiographische Schweregrad von ARIA-E als schwer beurteilt. Bei 5,6 % (40/710) der Patienten war die ARIA-E symptomatisch. Zu den Symptomen von ARIA-E zählten Kopfschmerzen, Erbrechen, Gang-/Standunsicherheit, Schwindelgefühl, Tremor, Verwirrtheit, Sehstörungen, Sprachstörungen, Verschlechterung der kognitiven Funktion, Bewusstseinsveränderungen und Krampfanfälle. Die mediane Zeit bis zum Abklingen von ARIA-E betrug circa 8,3 Wochen. Von den mit Donanemab behandelten Patienten mit ARIA-E erfuhren etwa 24,3 % (35/144) mehrere Episoden von ARIA-E.
ARIA-H: ARIA-H wurden bei 27,6 % (196/710) der mit Donanemab behandelten ApoE-ε4-Heterozygoten-Patienten und Nichtträger-Patienten beobachtet, verglichen mit 12,2 % (89/728) der Placebo-Patienten.1 Der maximale radiographische Schweregrad der ARIA-H wurde in den meisten Fällen als leicht bis moderat beurteilt; bei 7,6 % der Patienten (54/710) wurde die ARIA-H als schwerwiegend eingestuft. Bei 1,1% (8/710) der Donanemab-behandelten Patienten war die ARIA-H symptomatische (vs. 0,3 % in Placebo-Patienten).1 Isolierte ARIA-H (d. h. ARIA-H bei Patienten, bei denen ARIA-E nicht auch auftraten) traten bei 12,4 % (88/710) der Patienten auf, die mit Donanemab behandelten wurden, verglichen mit 11,5 % (84/728) unter Placebo. Von den mit Donanemab behandelten Patienten mit ARIA-H erfuhren etwa 35,9 % (70/195) der Teilnehmer mehrere Episoden von ARIA-H.
Inzidenz von ARIA in der Trailblazer-ALZ 6 Studie (Dosierungsschema gemäss Fachinformation)1
Das primäre Ziel der Phase 3B-Studie Trailblazer-ALZ 6 war zu untersuchen, ob mit einem geänderten Dosierungsschema das Risiko von ARIA reduziert werden kann. Verglichen wurden 4 verschieden Dosierungsschemen, darunter das Schema 350/700/1050 mg, gefolgt von 1400 mg alle 4 Wochen und das aus Trailblazer-ALZ 2 Studie bekannte Schema (700 mg für die ersten drei Infusionen, danach 1400 mg alle 4 Wochen). Durch das Dosierungsschema 350/700/1050 mg, gefolgt von 1400 mg alle 4 Wochen reduzierte sich das relative Risiko für das Auftreten von ARIA-E nach 24 Wochen um 41%.1 Beide Dosierungsschemen führten zu einer ähnlichen Reduktion von Amyloid-Plaques in Woche 24.1 Das Dosierungsschema von 350/700/1050 mg, gefolgt von 1400 mg alle 4 Wochen entspricht dem Dosierungsschema in der Deutschen Fachinformation.
Gleichzeitige antithrombotische Behandlung1
Die Anwendung von Antithrombotika (Acetylsalicylsäure, andere Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulanzien) zu Beginn der Therapie war in klinischen Studien mit Donanemab erlaubt. In der Mehrzahl der Fälle kam Acetylsalicylsäure als Antithrombotikum zum Einsatz.
Patienten, die Donanemab und ein Antithrombotikum (Acetylsalicylsäure, andere Thrombozytenaggregationshemmer oder Antikoagulanzien) erhielten, wiesen keine vermehrte Häufigkeit von ARIA auf. Die Anzahl der Ereignisse und die begrenzte Exposition mit nicht-acetylsalicylsäurehaltigen Antithrombotika, schränkt endgültige Schlussfolgerungen bezüglich des Risikos von ARIA oder einer intrazerebralen Hämorrhagie bei Patienten ein, die Antithrombotika einnehmen.
Bei Patienten, die Donanemab erhalten haben, sowie bei Patienten, die Antithrombotika während der Behandlung mit Donanemab erhalten haben, wurden intrazerebrale Hämorrhagien mit einem Durchmesser größer als 1 cm beobachtet. Daher ist bei Erwägung der Verabreichung von Antithrombotika oder einem Thrombolytikum (z. B. Gewebeplasminogenaktivator) bei einem Patienten, der bereits mit Donanemab behandelt wird, zusätzliche Vorsicht geboten.
Wichtige Hinweise1:
Vorsicht ist bei Verabreichung von Antikoagulanzien geboten, da das Risiko für intrazerebrale Hämorrhagien erhöht sein kann.
- Bei einer laufenden Therapie mit Antikoagulanzien ist der Beginn einer Behandlung mit Donanemab kontraindiziert.1
- Bei einer akuten Indikation für Antikoagulation (z. B. arterielle Thrombosen, akute Lungenembolien oder andere lebensbedrohliche Indikationen) ist die Behandlung mit Donanemab zu pausieren und kann erst wieder eingesetzt werden, wenn eine Antikoagulation medizinisch nicht mehr indiziert ist.1
- Die gleichzeitige Anwendung von Acetylsalicylsäure oder anderen Thrombozytenaggregationshemmern ist zulässig.1
- Die duale Thrombozytenaggregationshemmung ist keine absolute Kontraindikation aber eine Nutzen-Risiko Abwägung3
- Die Anwendung von Thrombolytika ist zu vermeiden, außer bei unmittelbar lebensbedrohlichen Indikationen ohne alternative Therapie (z. B. Lungenembolie mit hämodynamischer Beeinträchtigung), wenn der Nutzen die Risiken überwiegen könnte.1
- ARIA können fokale neurologische Defizite verursachen, ähnlich denen, die bei einem ischämischen Schlaganfall beobachtet werden.1 Eine klare Differenzierung zwischen ARIA und Hirnischämie sind nur mittels MRT möglich.3
Dauer der Therapie1
Die Behandlung sollte so lange fortgesetzt werden, bis die Amyloid-Plaques entfernt sind, z. B. bis zu 6 oder 12 Monate. (Bestätigung mit einem validierten Test).
- In der Zulassungsstudie erreichten 32,5% nach 6 Monaten und 69,5% der Donanemab-Patienten nach 12 Monaten eine Amyloid-Plaques Entfernung (definiert als < 24,1 Centiloids).
- Aufgrund der limitierten Verfügbarkeit eines validierten Tests in Deutschland wird die Therapie i.d.R. in der Praxis 18 Monate appliziert.3
Die maximale Behandlungsdauer beträgt 18 Monate.1
Bei Erreichen einer mittelschweren Alzheimer-Demenz wird empfohlen, die Therapie zu beenden.3
Referenzen
- Kisunla® (Donanemab). Fachinformation. Eli Lilly. Stand Oktober 2025. Verfügbar unter: https://www.fachinfo.de/fi/pdf/025438/kisunla-r-350-mg-konzentrat-zur-herstellung-einer-infusionsloesung (Zugriff 21. Oktober 2025).
- Sims JR, Zimmer JA, Evans CD, et al. Donanemab in Early Symptomatic Alzheimer Disease: The TRAILBLAZER-ALZ 2 Randomized Clinical Trial. JAMA. 2023;330(6):512-527. doi:10.1001/jama.2023.13239.
- Projekt-Arbeitsgruppe Alzheimer Qualitätshandbuch der drei Berufsverbände der Fächer Neurologie, Psychiatrie und Nervenheilkunde (BDN/BVDP/BVDN). Oktober 2025.