ApoE – Apolipoprotein E

    • Das ε4-Allel von ApoE wird mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko assoziiert.1
    • Das Risiko an Alzheimer zu erkranken erhöht sich mit der Anzahl ApoE-ε4-Allelen.2
    • Nicht empfohlen wird eine ApoE-Genotypisierung in der Diagnostik/ Differenzialdiagnostik oder für prognostische Fragestellungen.1
    • Die Aussagekraft der ApoE-Genotypisierung wurde als zu gering und entsprechend ohne Nutzen für die Betroffenen beurteilt.1
    • Studien zeigten, dass Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) bei ApoE-ε4-Homozygoten häufiger und schwerer waren als bei Heterozygoten und Nicht-Trägern.3,4
    • Diese Auswertungen betreffend ARIA-Risiko widerspiegeln sich in den Europäischen Fachinformationen: Donanemab und Lecanemab sind ausschließlich für ApoE-ε4-Heterozygote und Nicht-Träger zugelassen, jedoch nicht für ApoE-ε4-Homozygote.3,4

Apolipoprotein E (ApoE) ist ein Glykoprotein, das an biologischen Prozessen des Lipidtransports und -stoffwechsels beteiligt ist und zur Lipidhomöostase beiträgt.1 Das ApoE-Gen existiert in drei polymorphen Allelen: ApoE ε2, ε3 und ε4, wobei ε3 die häufigste Variante ist.2 Das ε4-Allel von ApoE wird mit einem erhöhten und das ε2-Allel mit einem erniedrigten Alzheimer-Risiko assoziiert.1,3 Bei ApoE-ε4-Allel Trägern kommt es, laut präklinischen und klinischen Daten, zu einer früheren und häufigeren Amyloid-Pathologie in Gehirnen im Vergleich zu Nicht-Trägern.3

Das Risiko an Alzheimer zu erkranken erhöht sich mit der Anzahl ApoE-ε4-Allelen: ApoE ε4-Heterozygoten haben etwa ein dreifach und ApoE ε4-Homozygoten ein 9- bis 15-fach erhöhtes Risiko an Alzheimer zu erkranken als Personen ohne ApoE ε4-Allel.3 Zudem senkt das Vorhandensein von ApoE-ε4-Allelen das Alter des Beginns einer Alzheimer Erkrankung.3

Rolle von ApoE-Genotypisierung in der Diagnostik

Die S3 Leitlinien Demenzen raten davon ab, die Bestimmung des ApoE-Genotyps für die Diagnostik oder Differenzialdiagnostik oder für prognostische Fragestellungen bei Demenz, einzusetzen.2 Sie beurteilen Aussagekraft der ApoE-Genotypisierung in Bezug auf die Sicherung einer ätiologischen Diagnose als zu gering. Entsprechend gebe es keinen Nutzen für die Betroffenen.2

ApoE-Genotypisierung und krankheitsmodifizierende Immuntherapien

Studien mit krankheitsmodifizierende Immuntherapien, wie Donanemab und Lecanemab zeigten, dass Amyloid-bedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) bei ApoE-ε4-Homozygoten häufiger und schwerer waren als bei Heterozygoten und Nicht-Trägern.4,5

Diese Auswertungen betreffend ARIA-Risiko widerspiegeln sich in den Europäischen Fachinformationen: Donanemab und Lecanemab sind ausschließlich für ApoE-ε4-Heterozygote und Nicht-Trägern zugelassen, jedoch nicht für ApoE-ε4-Homozygote,4,5 entsprechend gewinnt die Bestimmung des ApoE-Genotyps in Deutschland an Bedeutung.

Donanemab und Lecanemab wurden 2025 unter Auflagen von den europäischen Arzneimittelbehörden (EMA) zugelassen.

In klinischer Praxis kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Unter anderem, ein zwei-stufiges Verfahren bei welchem zunächst die Isoformen ApoE-ε2/3/4 bestimmt werden und danach eine klassische DNA-Sequenzierung (Sanger-Sequenzierung) des APOE-Gens zum Nachweis seltener Mutationen erfolgt.6 Dafür sind ca. 2 ml EDTA-Blut notwendig.6 „Next generation sequencing“ ist ein neueres Verfahren, welches zunehmend eingesetzt wird, es ermöglicht viele hunderte Gene parallel zu sequenzieren.7 Insgesamt ist die ApoE-Genotypisierung etabliert und wird von den meisten Labors angeboten.

Eine diagnostische genetische Untersuchung darf gemäß Gendiagnostikgesetz durch jeden Arzt oder Ärztin direkt beauftragt werden, sofern der Patient oder die Patientin Symptome der genetisch abzuklärenden Erkrankung aufweist. Eine genetische Beratung ist für die ApoE Genotypisierung nicht notwendig.

Bei einwilligungsfähigen Personen muss eine Einverständniserklärung der betroffenen Person vorliegen. Bei nicht einwilligungsfähigen Personen muss die genetische Untersuchung einen gesundheitlichen Nutzen für die untersuchte Person haben.8

Verantwortliche für das Kapitel:

  • Prof. Dr. med. Martin Südmeyer
  • Prof. Dr. med. Thomas Duning

Redaktion:

  • Dr. Martina B. Sintzel